„Für die Terminvereinbarung müssen Sie zuerst in der Hauptstelle anrufen, die dann den vergebenen Termin an uns weiterleitet.“ Die alte Frau schaute stumm und hilflos, als hätte man marsianisch mit ihr gesprochen. Die Sprechstundenhilfe verstand: Die Frau war keine deutsche Muttersprachlerin. Sie schaltete einen sprachlichen Gang runter: „Sie rufen in der Hauptstelle an und bekommen dann einen Termin.“ Jetzt verstand die Frau sie und strahlte, ein Dialog kam in Gang.
Ja, so geht wertschätzende Kommunikation! Und die gilt besonders für Ihre Texte, wo Sie keine zweite Chance bekommen. Wenn der Leser und Kunde Sie nicht versteht, sich nicht angesprochen fühlt, ist er – genau, weg. Deshalb zeigen Sie ihm unbedingt: Hallo Leser, ich denke an dich, ich tue alles, damit du mir folgen kannst und dich gerne bei mir informierst. Und glauben Sie mir: Der Leser merkt nach den ersten zwei Sätzen, ob Sie sich Mühe für ihn geben und ihn wertschätzen oder ob Sie in einem Der-Leser-ist-mir-piepegal-Stil schreiben!
Worauf Sie nun beim Texten genau achten sollten? Hier erfahren Sie spannende Tricks, wie Sie Ihre Sätze so schreiben, dass Ihre Botschaft beim Leser und Kunden 100%ig ankommt!
1. Den Kunden ansprechen: Benutzen Sie kurze Hauptsätze!
Wenn wir sprechen, wollen wir etwas mitteilen. Der kürzeste Weg dafür ist der Hauptsatz. Nebensätze kommen in spontaner Rede eher selten vor. Oder würden Sie solch einen Satz (von einer Webseite) einem Kunden im Gespräch zumuten?
Auf der Grundlage von Markt- und Wettbewerbswissen, das mit umfangreichen Zielgruppen-Informationen fundamentiert ist, sind wir als Internetagentur konzeptionell und technisch in der Lage, in allen relevanten Online-Kanälen stets die passende, innovative Werbung zu schalten, um so Ihr Produkt/Ihre Leistung im digitalen Zeitalter als Marke zu positionieren.
Ein Sprecher wäre hier schon ins Koma gefallen. Nirgendwo in diesem Bandwurmsatz eine Atempause. Und der Leser? Er ist schlauer, denn bevor er blau anläuft, schaltet er ab und klickt weg.
So will kein Kunde angesprochen werden. Fazit: Die wichtige Botschaft des Textes ist in den Wind geschossen.
Wie aber katapultieren wir sie ins Hirn des Lesers? Heißt: Wie können wir den Text ansprechender gestalten? Stellen Sie sich dazu vor, Sie möchten den Inhalt des Textes einem Kunden vermitteln, der Ihnen gegenübersitzt. Was machen Sie? Aha, Sie teilen eine Information nach der anderen mit, und zwar in (kurzen) Hauptsätzen – damit der Kunde Ihnen folgen kann.
Und genau das versuchen wir nun auch im „schriftlichen Gespräch“. Wir sortieren die einzelnen Gedanken und bauen daraus drei knackige Hauptsätze. Dabei werfen wir auch den steifen Ballast in Form von Fremdwörtern und überflüssigen Floskeln hinaus:
In den vergangenen Jahren haben wir uns umfangreiches Markt- und Wettbewerbswissen angeeignet und dabei auch die Zielgruppen genau analysiert. Deshalb sind wir als Internetagentur in der Lage, für Sie hundertprozentig passende Werbe-Konzepte zu entwerfen. Ihre Werbung schalten wir dann in allen relevanten Online-Kanälen, um so Ihr Produkt/Ihre Leistung im digitalen Zeitalter als Marke zu positionieren.
So fühlt der Kunde sich angesprochen, er kann folgen, lässt sich gerne informieren.
Noch ein Tipp: Kürzen Sie soviel wie möglich! Auch wenn wir hier schon sperrige Wörter wie „fundamentieren“, „konzeptionell“ oder Floskeln wie „innovativ“ weggelassen haben, könnte man noch weiter kürzen, indem man z. B. „in der Lage sein“ durch „können“ ersetzt. Das ist dann noch der Feinschliff. Wichtig ist jedoch, dass die Sätze kurz und knackig sind, so dass der Leser und Kunde gut folgen kann und gerne weiter liest.
2. Den Kunden ansprechen: Verwenden Sie Verben statt Hauptwörter!
Hauptsätze bevorzugen heißt nicht, Nebensätze krampfhaft zu vermeiden. In dem Fall kippt der Text schnell wieder ins Starre und Distanzierte, und damit meine ich den zu Recht gefürchteten Nominalstil (von Nomen = Hauptwort; auch Behördensprache oder Amtsdeutsch genannt). Hier ein solcher Satz:
Solange keine Änderung in den für die Berechnung notwendigen Daten eintritt, erfolgt weiterhin die Auszahlung.
Ob die Sachbearbeiterin einem Besucher solch einen steifen Satz über den Schreibtisch hinweg zumuten würde? Sicherlich nicht. Sie würde es so sagen:
Solange sich Ihre Daten nicht ändern, mit denen wir den Betrag berechnen, erfolgt weiterhin die Auszahlung.
Deshalb sollten auch Sie so SCHREIBEN. Denn hier fühlt der Leser sich angesprochen. Was haben wir verändert? Aus den beiden steifen Hauptwörtern „Änderung“ und „Berechnung“ haben wir die Verben „ändern“ und „berechnen“ herausgeholt. Voilà, schon haben wir einen idealen, geschmeidigen Satz. In meinem Screen-Video-Beitrag „Wie baue ich verständliche Sätze?" können Sie sich übrigens im Detail anschauen, wie man solche steifen, unpersönlichen Sätze umformt .
Übrigens: Nomen mit der Endung „-ung" sind meistens von Verben abgeleitet, das heißt, sie bezeichnen eine Handlung. Und eine Handlung sollte möglichst immer mit einem Verb ausgedrückt werden. Also, prüfen Sie bei diesen „-ung"-Nomen, ob eine Verwendung des entsprechenden Verbs möglich ist – aha, in diesem Satz ist es das Wort „Verwendung". Ich kann also auch schreiben: … ob Sie nicht das entsprechende Verb verwenden können – klingt direkt viel flüssiger, oder? 🙂
3. Den Kunden ansprechen: Setzen Sie das Passiv sparsam ein!
Das Passiv ist unlebendig und deshalb benutzen wir es ebenfalls selten, wenn wir sprechen. Der Supermarkt schließt um 20.00 Uhr sagen wir mit einem Aktivsatz, und nicht: Der Supermarkt wird um 20.00 Uhr geschlossen. Beim Schreiben sollten Sie deshalb alle Sätze mit Passiv-Konstruktionen prüfen.
Wenn eine handelnde Person bekannt ist und genannt werden soll, dann sollte sie auch das Subjekt im Satz sein. Und das klappt nur bei einem Aktivsatz. Also statt:
Sie werden von uns informiert.
Schreiben Sie besser:
Wir informieren Sie so bald wie möglich.
Diesen Satz hört der Leser, als würden Sie mit ihm sprechen. That's it.
Fazit:
Achten Sie beim Texten darauf, „sprechend“ zu schreiben – damit der Kunde sich angesprochen fühlt und am Text bleibt! Benutzen Sie deshalb:
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Ja, das sehe ich genauso. Den Leser „zuzuballern“ mit langen Sätzen, weil es beim Schreiben ja so bequem ist, zeugt nicht von Wertschätzung. Man merkt das ja an offiziellen Briefen oder Briefen vom Vermieter. 🙁 Deshalb danke für die Tipps und die Beispiele.
Hallo Frau Wagner,
gern geschehen. Viel Erfolg beim Ausprobieren!
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings
Ihr Artikel ist sehr motivierend, auch einmal den eigenen Schreibstil unter die Lupe zu nehmen. Denn man will ja gelesen werden und ein möglichst gutes Feedback bekommen. Vielen Dank für die tollen Tipps!
Liebe Frau Hagedorn,
wie schön, dass der Beitrag Sie inspiriert. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihren Texten.
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings
Hallo Frau Frings!
Ich schreibe gerade an einem E-Book und da sind Ihre erfrischenden Hinweise sehr hilfreich! Und das ohne den erhobenen Zeigefinger. 🙂 Vielen Dank für die Bereitstellung!
Das freut mich. Weiterhin gutes Texten und viel Erfolg mit dem E-Book!
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings