Eindrucksvolle Beiwörter – tja, das sind frische, unverbrauchte Adjektive, die der Leser nicht zum tausendsten Mal vor die Augen bekommt. Wörter, die den Leser und Webseitenbesucher aufmerken lassen und ihn munter stimmen wie ein Glas Sekt am Morgen.
Wie Sie zu solchen frischen, neuen Beiwörtern kommen, damit Ihr Leser beim Text bleibt, sich gerne informieren lässt, zum Interessenten oder gar zum Kunden wird? Das zeige ich Ihnen nun.
1. Eindrucksvolle Beiwörter – ein Hingucker im Marketingtext
Mehrtägige Fluss-Reisen neu erleben – flussverliebt die schönsten Wasserstraßen genießen.
Die richtigen Marketing-Strategien schaffen augenstaunende Erfolge.
Flussverliebt, augenstaunend – das sind wahre Aufmerk-Anker im Werbetext! Denn diese Wörter sind erfrischende, neue Wortschöpfungen, die eben nicht zum tausendsten Mal am Auge vorbeigewitscht sind.
Und hier?
Wir bieten unseren Kunden zielgerichtetes Marketing.
Gääähn ... Die Marketing-Floskel „zielgerichtet” – eine wahre Schlaftablette. Fragen Sie sich hier: Was genau will ich mitteilen? Sie möchten etwas Dynamisches, Lebhaftes ausdrücken? Nur zu! Stellen Sie sich einen lebhaften Menschen vor, vielleicht ein Kind, temperamentvoll, stets in Bewegung, jetzt suchen wir eine passende Eigenschaftsbezeichnung. Wie wäre es mit quirlig? Zu einem Quirl gehört Schaum – und schon haben wir auch ein perfekt passendes Verb für einen Nebensatz: überschäumen. So sieht der Satz dann aus:
Wir schaffen für unsere Kunden quirliges Marketing, das die Neugier der Nutzer überschäumen lässt.
Prüfen Sie also Ihre Adjektive und hüten Sie sich davor, allzu abgeleierte Beiwörter im Marketing zu verwenden.
Das gilt auch für erwartbare und damit direkt am Hirn vorbeirauschende Adjektive – sie sind das Gegenteil von eindrucksvollen Beiwörtern. Dazu ein Beispiel aus einem meiner Newsletter:
Solche Fehler schleichen sich unbemerkt in unsere Texte.
Hätte ich schreiben können. Aber „sich unbemerkt hinein schleichen” ist so trocken und staubig wie ein Sandspielplatz im Hochsommer. Und es ist ein erwartbares Wortpaar.
Merke: Alles Erwartbare langweilt den Leser.
Also überlegte ich, was klein und unbedeutend ist, aber zu einem großen Effekt führt. Und ich schrieb:
Solche Fehler schleichen sich rinnsalfein in unsere Texte.
(Dazu bekam ich sogar mehrere Reaktionen von meinen Abonnenten. 🙂 )
2. Eindrucksvolle Beiwörter – ein Frischekick in welken Redewendungen
Der Vorstand gab gestern grünes Licht für das Projekt.
Das ewig „grüne Licht" als Aufmerker?! Nee, denn diese Metapher ist abgenudelt, und zwar so was von. Eine kleine Abwandlung des Adjektivs genügt und lässt den Satz ganz anders leuchten:
Der Vorstand gab gestern leuchtendgrünes Licht für das Projekt.
Und der Leser horcht aus seiner grünnebligen Dämmerwolke auf.
Bleiben wir noch beim Unternehmensalltag:
Im Konferenzraum herrschte eine angespannte Atmosphäre.
„angespannte Atmosphäre” – ein verklumptes Wortpaar, tausendmal gelesen. Dieser Wendung eine Auffrischung verpassen? Na klar! Wir fragen uns dazu: Wie äußert sich angespannt? Was passiert da? Schwitzen? Bestimmt. Und schon haben wir eine großartige Wortschöpfung:
Im Konferenzraum herrschte eine schweißgetränkte Atmosphäre.
Noch ein Beispiel:
Die Folge war, dass die Stimmung der Angestellten im Keller blieb.
Abgeleiert. Auch bei dieser Floskel-Wendung „die Stimmung war im Keller” entsteht kein Bild mehr. Wenn wir aber ein einziges frisches Adjektiv hinzufügen, bekommt der Leser einen sinnlichen Impuls, es entsteht ein Bild und wir können ihn emotional einfangen:
Die Folge war, dass die Stimmung der Angestellten im muffigen Keller blieb.
Fazit:
Trauen Sie sich, ein frisches, unverbrauchtes Beiwort zu kreiieren! Kleben Sie sich ein Post-it an den Badspiegel: „Heute denke ich mir ein neues, frisches Adjektiv aus.” Ok, dafür können Sie auch eine Liste anlegen. Immer, wenn Ihnen eindrucksvolle Beiwörter begegnen, kommen sie in diese Liste.
Wie Sie gesehen haben – solche Beiwörter verpassen dem Leser direkt einen Stromstoß. Und so elektrisiert bleibt er garantiert mit aufmerksamkeitsgerundeten Augen bei Ihrem Text, lässt sich gerne informieren und lenken. 🙂
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