Sonst lacht sich der Fehlerteufel nicht nur ins Fäustchen, sondern auch den Leser an. Doch der, wenn er aufmerksam ist, wird sicherlich nicht zurücklachen. 🙁
Bezugsfallen lauern häufiger auf uns beim Texten als es uns lieb ist. Sie befinden sich schon in der Tastatur, bevor wir einen Tippfinger gerührt haben. Wenn wir Schreiber hineingetappt sind, hat der Fehlerteufel längst sein warmes Plätzchen im Text gefunden.
Wie Sie trotzdem mit einigen Nachtsichtgeräte-Tricks diesen Bezugsfallen auf die Schliche kommen, das erfahren Sie nun.
1. „Eine Vielzahl von Textern ... genau: ist"!
Solche Formulierungen sind Ihnen sicherlich vertraut: ein großer Teil der Mitarbeiter, eine Reihe von Experten, eine Vielzahl von Schriftstellern, ein Drittel der Befragten etc.
Allen diesen gängigen Formulierungen ist gemeinsam, dass zwar immer eine Mehrzahl von Personen und Dingen gemeint ist, aber: Das grammatische Subjekt steht im Singular. Und auf dieses bezieht sich das Verb. Es sollte also heißen:
Ein großer Teil der Mitarbeiter hat bereits unterschrieben. Und nicht: Ein großer Teil der Mitarbeiter haben bereits unterschrieben.
Das mag Ihnen noch einfach vorkommen, weil das Subjekt hier am Anfang des Satzes steht. Aber wie ist es hier?
Bei der Beurteilung dieser Straftat sind eine Reihe von Motiven zu berücksichtigen.
Natürlich sollte es ist eine Reihe von Motiven zu berücksichtigen heißen.
2. Bei Aufzählungen: Verb im Plural!
Die zweite Regel betrifft den umgekehrten Fall: Wann immer Sie mehrere Subjekte haben oder etwas aufzählen, müssen Sie in den Plural wechseln. Ein Beispiel, bei dem der aufmerksame Leser zusammenzuckt:
Wenn es um den passenden Kleidungsstil im Job geht, muss die Branche, die Position und die eigene Persönlichkeit berücksichtigt werden.
So bleibt der Leser ganz entspannt: müssen … berücksichtigt werden.
Vor allem bei einer Aufzählung mit oder und sowie sollte das Achte-auf-das-Verb-Warnsignal bei Ihnen in Neon-Orange aufleuchten:
Es ist klar, dass ein gutes Verhältnis zwischen Chef und Mitarbeitern sowie ein wertschätzender Umgang unter den Kollegen die Motivation zur Arbeit steigern kann können.
3. Wie ist es beim „es“?
Besonders tricky wird’s beim Platzhalterpronomen es. Was meinen Sie zu folgendem Satz: falsch oder richtig?
Es wurden der maximal zu erwartende Erfolg und der minimal zu betreibende Aufwand ermittelt.
Tja, also falsch ist – falsch. Zwar steht das es im Singular, aber: Da es kein eigenständiges Satzglied ist, sondern ein Platzhalter für die beiden Subjekte Erfolg und Aufwand, steht das Verb im Plural. Der Satz ist also richtig – grammatisch. Über den Stil lässt sich jedoch streiten ...
Fazit:
1.) Wenn Sie dabei sind, mehrere Subjekte zu gebrauchen, z. B. in Form einer Aufzählung mit und, oder, sowie: Achten Sie auf die Pluralform des Verbs!
2.) Umgekehrt ist's bei den Ausdrücken wie eine Reihe von, ein Teil des/der, eine Vielzahl von: Hier steht das Verb im Singular!
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„Worauf es ankommt, ist/sind Offenheit und Respekt einander gegenüber.“ Ich kann mich nicht festlegen, Hilfe 😣.
Hallo Nadja,
Hilfe naht, also: Offenheit und Respekt sind zwei verschiedene Dinge, wir haben hier also den Plural und deshalb steht „sind“. Nicht vom „es“ verwirren lassen, es ist wieder ein Platzhalter (s. Abschnitt 3): „Es sind Offenheit und Respekt, worauf es ankommt.“
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings
Ha, genau. Vielen Dank!
Der Wechselrichter und Speicher sind als Inselsystem dafür gemacht,überall verbaut…
Sind oder ist?
Hallo Clemens,
da es sich um ein und dieselbe Sache handelt, also um ein grammatisches Singular – falls der Kontext nicht etwas anderes sagt – steht hier ein „ist“.
Ich hab da einen Beispielsatz bei dem ich mir nicht ganz sicher bin:
Bei den Ausgangsbelegen Angebot, Auftrag und Lieferschein müssen ein Vorgangstyp ausgewählt sein.
Hallo Martin,
da das ein Passivsatz ist, ist „Vorgangstyp“ das Subjekt (Wer/was?) und das steht im Singular, also: „… muss ein Vorgangstyp ausgewählt sein“. Das Verb richtet sich immer nach dem Subjekt.
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings
Ich hätte hier den Plural gewählt, auf mehreren Websites wird aber auch der Singular als richtig angeführt – was meinen Sie denn hierzu?
Das von Christian Hofmann von Hofmannswaldau verfasste Sonett „Beschreibung vollkommener Schönheit“ aus dem Jahr 1670 sowie das Gedicht „Schönheit“, welches im Jahr 1948 von Günter Eich geschrieben wurde, befasst sich mit den unterschiedlichen Zugängen des lyrischen Ich zum Thema Schönheit.
Hallo Karin,
hier sollte der Plural „befassen sich mit …“ stehen, denn es handelt sich um zwei Subjekte, nämlich die beiden Gedichte.
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings
Ist der Satz so richtig? Es klingt absolut nicht korrekt 😁
„Auch die Tabellen-, Listen-, Kanban- und Gantt-Ansicht sind ausführlich beschrieben“
Hallo Kevin,
es IST auch grammatisch nicht korrekt, denn das Subjekt „…-Ansicht“ steht im Singular, also muss auch das Verb im Singular stehen: „… ist ausführlich beschrieben.“ Alternative: „Auch die Tabellen-, Listen-, Kanban- und Gantt-Ansichten sind ausführlich beschrieben.“
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings
Es ist erstaunlich, wie oft man diese Fehler überall liest und es dann irgendwann selbst nicht mehr merkt. Danke für diesen hilfreichen Artikel!
Gern geschehen. 🙂 Ja, da haben Sie recht. Manche Stil- und Grammatikfehler schleichen sich durch ständige Wort-Kanonaden von außen ein. Ich freue mich, wenn dieser Beitrag hilfreich für Ihr tägliches Schreiben ist; dann hat er sein Ziel erreicht.
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings
Ein wunderbarer Artikel, spricht mir aus der Seele! Erst neulich las ich folgenden Satz in einer Zeitschrift: Etwa ein Drittel der Befragten nannten Erdnüsse als Knabberfavoriten. Ob die Journalisten heute keine ordentliche Schule mehr durchlaufen?
Danke für Ihren wertschätzenden Kommentar. Von bekannten Journalisten weiß ich, dass dieser Berufsstand bei der täglichen Textarbeit heute mehr denn je unter enormem Zeitdruck steht, sodass manchmal tatsächlich keine Zeit mehr für eine Überarbeitung des Textes bleibt. Allerdings sollten bei gängigen Ausdrücken wie „ein Drittel … eine Vielzahl … die Mehrheit“ von vorneherein die Alarmglocken beim Berufsschreiber angehen. 🙂