3 verblüffend einfache Tricks, wie Sie zusammengesetzte Nomen leicht lesbar machen

nomen

Ja, zusammengesetzte Nomen (sie heißen Komposita) sind eine echte Spezialität des Deutschen. Nehmen wir den aller-Text-orten anzutreffenden „Kostensenkungsplan“. Die romanischen Sprachen etwa müssen umständlich mit Präpositionen arbeiten, was dem deutschen „Plan zur Senkung der Kosten“ entspricht. Da haben wir es schon einfacher und haben als Schreiber ganz entspannt einen „Wildschadenersatzanspruch“. Oder können so hübsche Wortkunstwerke wie „Kreisverkehrinselkunst“ schaffen.

ABER: Dieser Vorteil hat auch Nachteile. Zusammengesetzte Nomen lassen den Leser oft stocken, „Wildschaden... what?"– und schon ist er raus aus dem Lesefluss. Und im schlimmsten Fall aus Ihrem Text. 

Damit Ihnen das nicht passiert und der Leser Ihren Text mit Frohsinn weiterverfolgt, hier ein paar Tipps, wie Sie solche Zusammensetzungen leicht und locker lesbar machen. 

1. Zusammengesetzte Nomen: Zerlegen Sie sie in einzelne Wörter

Hier ist Konfliktlösungsfähigkeit gefragt.

Und für dieses umständlich zu lesende Nomen sicherlich die Fähigkeit, es in ein leserfreundliches Wort zu verwandeln! Dann sieht es so aus: 

Hier ist die Fähigkeit zur Konfliktlösung gefragt.

Ein weiteres Beispiel:

Anspruchsvolle Brandschutz- und Umweltschutzvorschriften behindern den Ausbau vieler Kitas.

Leichter lesbar:

Anspruchsvolle Vorschriften für Brand- und Umweltschutz behindern den Ausbau vieler Kitas.

2. Zusammengesetzte Nomen: Benutzen Sie einen Nebensatz 

Wir arbeiten zurzeit an Methoden zur Effizienzsteigerung.

„Effizienzsteigerung“ – oh, Tschuldigung, jetzt muss ich erst meinen Knoten in der Zunge lösen ... Tja, so ein Wort würden Sie Ihrem Gegenüber wohl kaum zumuten. Sie würden vielmehr so sprechen:

Wir arbeiten zurzeit an Methoden, um die Effizienz zu steigern.

Hier haben wir ganz einfach einen kurzen Nebensatz benutzt, um das Wort zu erklären. Und schon flutscht es.

Übrigens sind Nomen mit der Endung „ung“ wie Steigerung oft von Verben abgeleitet; der Satz wird dynamischer, wenn Sie dann das lebendige Verb benutzen. Hier: statt Steigerung --> steigern. Weitere spannende Beispiele dazu finden Sie in diesem Beitrag: Behördendeutsch?! Igitt! So schreiben Sie lebendige Texte. 

Wir erarbeiten für Sie ein effektives Kompetenzkonzept.

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber Kompetenzkonzept rauscht nur so durch meine beiden Gehirnhälften. Geschraubter geht's nicht mehr. Da sollten wir nicht nur das zusammengesetzte Nomen mit einem Nebensatz zerlegen, sondern auch das ach so beliebte, weil vermeintlich akademisch klingende Konzept ersetzen:

Wir erarbeiten für Sie einen Plan, mit dem Sie Ihre Fähigkeiten erfolgreich einsetzen können. 

Plan – sinkt ein und bleibt haften. Warum? Weil das Wort kurz und straff ist. Denken Sie immer daran: Kurze Wörter haben eine lange Wirkung (mehr dazu finden Sie in diesem Beitrag). Sie bleiben beim Leser hängen, werden viel eher gespeichert. Und das ist gerade für Marketing-Texte aller Art wesentlich. Deshalb sollten Sie mit Fug und Recht (und nicht: „mit Angemessenheit und Richtigkeit“) diese Erkenntnis für Ihre Business-Texte nutzen.

3. Zusammengesetzte Nomen: Setzen Sie einen Bindestrich 

Auch durch einen simplen Bindestrich  glätten Sie Elefantenhaut-Nomen – eine Wohltat für die Augen des Lesers:  

Grafikdesignausbildung → Grafikdesign-Ausbildung

Wertermittlungsverfahren → Wert-Ermittlungsverfahren

Zwei oder drei aufeinanderfolgende gleiche Buchstaben können ebenfalls die Lektüre erschweren:

Softwareentwickler → Software-Entwickler

Programmmacher → Programm-Macher

Besonders hilfreich ist der Bindestrich dann, wenn die Überbindung Irritationen und Stolpersteine schafft, indem sie ein neues Wort entstehen lässt. Lesen Sie folgende Wörter erst einmal ohne Bindestrich:

Projektorganisation, Internettelefonate, Fleischersatz, Topfragen

Und nun mit Bindestrich:

Projekt-Organisation, Internet-Telefonate, Fleisch-Ersatz, Top-Fragen

Aha. 🙂

Fazit

Je kompakter Sie schreiben, desto besser. Das gilt für jeden Satz und jedes Wort. Die meisten Menschen lesen freiwillig. Erleichtern Sie ihnen, wo es nur geht, die Lektüre. Mit diesen drei Tricks für komplizierte zusammengesetzte Nomen rollen Sie dem Leser einen moosweichen Teppich aus:

  • Zerlegen Sie das Hauptwort in seine Einzelwörter.
  • Benutzen Sie einen Nebensatz, um das Hauptwort zu erklären.
  • Setzen Sie einen Bindestrich.

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Über die Autorin Dr. Gabriele Frings

Als Schreibcoachin, Trainerin, Textberaterin, Dozentin helfe ich Ihnen, einen 100%ig ansprechenden Schreibstil zu entwickeln und in Beruf und Business erfolgreich zu sein.

  • Sven sagt:

    Danke für die schönen Beispiele. Der automatische Lesbarkeits-Check unserer Suchmaschine schlägt übrigens bei „Wertermittlungsverfahren“ „Wertermittlungs-Verfahren“ (und nicht „Wert-Ermittlungsverfahren) vor. Dies dürfte inhaltlich auch eher gemeint sein.

    Mit Ihrem 1. Tipp müsste man sich zwischen den zwei widerstreitenden Lesarten entscheiden.

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Vielen Dank für Ihre konstruktive Anmerkung. Ja, das ist eine kleine Krux. Mir tut es immer weh, das schon vorhandene sog. Fugen-„s“ mit einem zusätzlichen Bindestrich auszubooten. Das Fugen-„s“ ist ja schon eine Bindung, man hat dann also bei „Wertermittlungs-Verfahren“ eine doppelt-gemoppelte Bindung, die das „s“ auch noch in der Luft hängen lässt. Andererseits haben Sie recht, vom Sinn her ist der Bindestrich nach „Wert“ nicht glücklich gesetzt. Mir geht es hier allerdings vor allem um die bessere Lesbarkeit für den stets eiligen Leser und die ist durch den Bindestrich auf jeden Fall gegeben.
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Annika Weber sagt:

    Herrlich, Ihre lockeren Erklärungen, ich muss immer wieder schmunzeln. Vielen Dank einmal an dieser Stelle für Ihre immer wieder neuen Impulse für guten Schreibstil!

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Frau Weber,
      gern geschehen. Ja, ich schreibe nicht nur gerne ÜBER Sprache, sondern arbeite genauso gerne MIT ihr – und, ganz wichtig, mit dem Leser als Gegenüber. 🙂
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

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