Wendungen aus der Marketing-Mottenkiste? Nein danke!

wendungen

„Kundenfreundlichkeit und schneller Service werden bei uns großgeschrieben.“ Moment, wie groß eigentlich? Dass auch der Leser mit Glasbaustein-Gläsern vor den Augen es lesen kann? 

Tja, das kann ich Ihnen leider auch nicht sagen. 😉 Sie merken schon: Solche abgegriffenen metaphorischen Wendungen wie „etwas wird großgeschrieben“ entfalten genau null Wirkung beim Leser. 

Wie Sie es besser machen können, um Frische und Schwung in Ihre Marketing-Texte zu bekommen? Das zeige ich Ihnen nun hier an spannenden Beispielen.  

1. Was Sie lassen können, aber nicht schreiben  sollten

Hier können Sie durchatmen und die Seele baumeln lassen. 

Endlich den Alltag hinter sich lassen – mit diesem Verwöhnprogramm tauchen Sie in eine andere Welt.

Ja, die Seele – ob sie wirklich so gerne baumelt wie in Legionen von Werbetexten beschrieben? Und wie kann der Leser sich das bildlich vorstellen? Gar nicht. Denn diese aus dem ursprünglichen Kontext isolierte Wendung ruft kein Bild hervor. Anders in ihrem originalen Zusammenhang in Tucholskys Sommer-Erzählung Schloss Gripsholm: „Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele“.

Schauen wir auf den obigen Satz, müssen wir als Schreiber fragen: Was genau kann der Kunde noch tun, außer durchatmen? Was genau möchte ich mitteilen? Welches Bild möchte ich vor seinen Augen entstehen lassen? Vielleicht das:

Hier können Sie durchatmen und bei einem kühlen Coconut-Drink im Liegestuhl die Aussicht auf den grünen See genießen.

Zack! das Kopfkino springt an und der Leser sagt: Jepp, das hört sich gut an.

Und den Alltag können wir auch schwungvoller verabschieden als ihn langweilig nur „hinter uns zu lassen“, etwa so:

Sagen Sie einfach: Ätsch, nerviger Alltag, ich bin dann mal weg und lasse mich drei Tage verwöhnen mit dem XY-Programm.

Sie sehen: Auch eine kleine Portion Humor wirkt wie Wunderbalsam auf die Seele (da ist sie wieder) des Lesers – dann möchte er auch mehr davon, von Ihrem Text. 

Übrigens: Zum Thema Humor in Business- und Marketing-Texten gibt es noch viel mehr zu sagen. Und eins ist klar: Mit nichts bauen Sie leichter eine emotionale Beziehung zum Leser auf als mit Humor. Genau darum geht es u. a. in meinem Online-Kurs Überzeugende Marketing-E-Mails schreibenTragen Sie sich hier ein und Sie werden sofort informiert, wenn der Kurs wieder buchbar ist.

2. Wie hoch ist die Augenhöhe?

Das Kundengespräch auf Augenhöhe wird bei uns großgeschrieben.

Oh, oh, da haben wir gleich zwei fade Sprachbilder, die den Leser tiefer auf den Hocker drücken statt ihn vom selbigen zu reißen. Über solch eine in jedem zweiten Unternehmenstext zu lesende Floskel schnarcht er nur noch drüber hinweg. Was genau bedeutet denn die Aussage „auf Augenhöhe“? Wenn ich meine Schreibcoaching-Kunden danach frage, herrscht tatsächlich immer Stille.

„Die meisten, die den Begriff verwenden, haben ihn gehört und nehmen an, dass er richtig ist. Dass es auf den Zusammenhang ankommt, ist egal. Hauptsache, es klingt gut“, urteilt die Die Presse. Genauso ist es. Deshalb sollten Sie sich beim Benutzen einer oft gelesenen Metapher oder Wendung generell immer fragen: WAS genau möchte ich in diesem Kontext dem Leser eigentlich mitteilen? Kann ich es ohne diese Wendung genauer sagen? Und glauben Sie mir: Fast immer geht es ohne besser. Das will heißen: viel konkreter, viel anschaulicher.

Im obigen Beispielsatz könnte es vielleicht das sein:

Uns ist es besonders wichtig, jeden Wunsch unserer Kunden ernst zu nehmen.

3. Zurückblicken oder nach vorne schauen?

Das Unternehmen blickt auf eine 30-jährige Erfahrung zurück.

Die Mitarbeiter können auf eine große Erfahrung zurückblicken.

Ich sage mir bei dieser auf gefühlt jeder Unternehmensseite zu lesenden Phrasen-Wendung stets: Wenn Ihr nur zurückschaut, werdet ihr schnell stolpern. 😉 Im Ernst: zurückschauen, auf Vergangenes blicken – ist es sinnvoll, so zu formulieren, wenn der Leser und potentielle Kunde Unterstützung braucht? Will er dann nicht vielmehr das Gefühl vermittelt bekommen: „Hey, wir bringen für dich eine Riesenportion Erfahrung mit, mit der wir dein Problem locker lösen können“? Ja, dann sollten wir das durch unsere Formulierung auch signalisieren! 

Das Unternehmen ist mit seiner 30-jährigen Erfahrung in (...) jeder Herausforderung gewachsen.

Unsere Mitarbeiter mit Ihrer großen Erfahrung stehen Ihnen unterstützend zur Seite.

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Über die Autorin Dr. Gabriele Frings

Als Schreibcoachin, Trainerin, Textberaterin, Dozentin helfe ich Ihnen, einen 100%ig ansprechenden Schreibstil zu entwickeln und in Beruf und Business erfolgreich zu sein.

  • Christine sagt:

    Wieder ein unterhaltsamer und hilfreicher Artikel. Ich kann nur bestätigen was Sie an Beispielen bringen. Stichwort Augenhöhe: die findet man leider nicht nur in Marketingtexten, sondern auch häufig in politischen Berichterstattungen. Einer schreibt es vom anderen ab, weil es ja in Mode ist. Wie gut, dass Sie darauf einmal hinwiesen. Vielen Dank!

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Christine,
      gern geschehen. Ja, manchmal möchte ich am liebsten schreiben: Ich begegne meinen Kunden immer auf Ohrenhöhe. 🙂 DAS wäre mal ein Aufmerker.
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

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