Kurze Sätze schreiben – mit diesen 3 cleveren Kniffen gelingt’s

kurze saetze schreiben

Ich schreibe dir einen langen Brief, weil ich für einen kurzen keine Zeit habe.“ Dieser berühmte Satz, am häufigsten Goethe oder Blaise Pascal zugeschrieben, könnte im Amazon-bringt's-noch-in-dieser-Stunde-Zeitalter auch lauten: Ich schreibe lange Sätze, weil ich für kurze keine Zeit habe.

Denn kurze Sätze schreiben heißt: Gedanken ordnen, Notizen machen, Gedankengänge und Informationen in eine logische, leicht erfassbare Reihenfolge bringen, diese in einen Text übertragen, der einem mündlichen Gespräch auf Igelstachelbreite nahe kommt. Dann steht ein klarer, leicht verständlicher Text da, der den Leser erfreut und bei dem der Nutzer gerne verweilt.

Mit welchen Kniffen Sie dies erstaunlich leicht schaffen? Das zeige ich Ihnen jetzt. 

1. Kurze Sätze schreiben: keinen Nebensatz an ein Hauptwort hängen

Dass sich aus der neuen Biodiversitätsstrategie, der zufolge bis 2030 ein Viertel aller Agrarflächen ökologisch und Arten erhaltend genutzt werden soll, auch ein Auftrag für den Einzelhandel ableitet, versicherte der Unternehmensinhaber.

„... der zufolge bis 2030 ein Viertel aller Agrarflächen ökologisch genutzt werden soll“ – hallo?! Das ist eine wichtige Information! Und diese Hauptinformation sollte in einem eigenen HAUPTsatz stehen und nicht in einem Nebensatz, der mal eben an das Hauptwort „Biodiversität” angeklebt wird (solch ein Nebensatz heißt übrigens Relativsatz). Das irritiert den Leser. Denn so konkurrieren in einem einzigen Satz zwei Hauptinformationen miteinander: 1) bis 2030 soll […]; 2) daraus leitet sich ein Auftrag [...] ab. Das Problem für den Leser: Worauf soll er sich hier konzentrieren, wo innehalten für eine kurze Reflexion?

Ein weiterer Nachteil, wenn Sie einen Relativsatz an ein Hauptwort hängen: Das tun Sie meistens mitten im Satz. Und das wiederum unterbricht immer den Lesefluss.  

Wir geben nun jeder Information einen eigenen Satz und beginnen mit der ersten Hauptbotschaft, die bisher im Nebensatz stand:

Bis 2030 soll ein Viertel aller Agrarflächen ökologisch und Arten erhaltend genutzt werden. (Hier kann der Leser bequem innehalten und die Info sacken lassen.) Diese Forderung gehört zur neuen Biodiversitätsstrategie. Aus ihr leite sich auch ein Auftrag für den Einzelhandel ab, versicherte der Unternehmensinhaber. (Bing, die zweite Hauptinfo, die der Leser gut verarbeiten kann.)

Yeah, kurze Sätze schreiben kann so einfach sein! So wird der Leser auf angenehme und entspannte Weise informiert. Und er merkt: Wie wohltuend sind solche Sätze.

2. Kurze Sätze schreiben: auch an Personen keinen Relativsatz anheften

Auch, wenn wir Personen nennen, kleben wir oft schnell noch einige „wichtige" Informationen über ihr Leben und Tun an, damit der Leser auch wirklich, absolut und hundertprozentig im Bilde ist. Doch es gilt wieder die So-wichtig-wie-das-tägliche-Zähneputzen-Regel: Pro Satz eine Info. Nur so bleiben wir bei kurzen Sätzen. Hier ist das Gegenteil der Fall:

Am Ende der Konferenz gab Schmitt, der 1990 über genau dieses Thema promoviert hatte und sich nun um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses  kümmert ... Dem Kollegen die Hand? Viel Geld für einen Eisbecher aus? Nee: ... eine Schlusserklärung ab.

Ach, sieh mal an. Eine Schlusserklärung also. Und schon wieder einen Lesezahn ausgebissen. Wir setzen nach der ersten wichtigen Info (= der Professor gab eine Schlusserklärung ab) wieder einen Punkt. Erklärungen zur Person kommen in einen NEUEN Satz. Dann ist's für den Leser wie der Genuss von cremigem Vanilleeis:

Am Ende der Konferenz gab Schmitt eine Schlusserklärung ab. Der Experte für xy hatte 1990 genau über dieses Thema promoviert; nun kümmert er sich um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.


3. Kurze Sätze schreiben: kein „wobei” benutzen

Gerade das Ich-wusste-kein-besseres-Klebemittel-Wort „wobei" schafft oft zu lange Sätze. Der folgende Satz ist gestopft wie ein übervoller Koffer, auf den Sie auch einen Elefanten setzen könnten – er geht nicht mehr zu. 

Das Ziel gemeinsam getragener Entscheidungen wird in einem klaren Prozess erreicht, wobei Vorbehalte, Risiken und verborgene Konflikte in frühen Phasen sichtbar werden sollten, die in späteren Phasen Kostensteigerungen und Verzögerungen verursachen, und das, wenn bereits erhebliche Investitionen getätigt worden sind. 

Viel zu viele Informationen in einem einzigen Satz! Hier noch einmal der Text mit den farbig markierten drei Hauptinformationen:

1) Das Ziel gemeinsam getragener Entscheidungen wird nur in einem durchdachten Prozess erreicht, 2) wobei Vorbehalte, Risiken und verborgene Konflikte in frühen Phasen sichtbar werden sollten, 3) die in späteren Phasen Kostensteigerungen und Verzögerungen verursachen, und das, wenn bereits erhebliche Investitionen getätigt worden sind. 

Schnipp, wir trennen die drei Hauptinfos voneinander, kicken das „wobei” hinaus und geben jeder Info einen eigenen Satz. Ach ja, und die steifen „ung"-Nomen „Kostensteigerungen” und „Verzögerungen” wandeln wir in die lebendigen Verben (Kosten) steigen und verzögern um (mehr zum sog. Nominalstil mit seinen „ung"-Wörtern finden Sie in diesem Blogartikel). Dann sieht es so aus:

Das Ziel gemeinsam getragener Entscheidungen wird nur in einem durchdachten Prozess erreicht. Vorbehalte, Risiken und verborgene Konflikte sollten in frühen Phasen sichtbar werden. In späteren Phasen lassen sie die Kosten steigen und verzögern den Prozess, und das, wenn bereits erhebliche Investitionen getätigt worden sind.

Fazit:

Kurze Sätze schreiben ist keine Zauberei. Wenn Sie diese drei Tipps beim zukünftigen Schreiben beherzigen, werden Sie Ihren Leser und Nutzer auf jeden Fall gewinnen:

  • keinen Nebensatz (Relativsatz) an ein Hauptwort hängen
  • keinen Relativsatz an eine Person heften
  • nicht das Wörtchen „wobei" benutzen

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Über die Autorin Dr. Gabriele Frings

Als Schreibcoachin, Trainerin, Textberaterin, Dozentin helfe ich Ihnen, einen 100%ig ansprechenden Schreibstil zu entwickeln und in Beruf und Business erfolgreich zu sein.

  • Ľubica Krempová sagt:

    Sehr gut, Frau Frings,
    sehr gut, es ist nämlich schwer, diese Schatelsätze z.B. bei slowakischen Studenten abzubauen.
    danke sehr
    Lubica Krempová

  • Jörn sagt:

    In der Schule haben wir die durchschnittliche Satzlänge von Zeitungstexten bestimmt. Es ist lange her, aber ich behaupte, dass das Ergebnis so aussah:

    – FAZ: 23 Wörter pro Satz
    – BILD: 13 Wörter pro Satz

    Gelernt haben wir:

    – FAZ gut
    – BILD schlecht

    Daher die Tendenz zu langen Sätzen.

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