Hallo Gedankenstrich! Und tschüss, Bindestrich …

komma bei sowie

Ok, beginnen wir mit einem Outing: Selbst ich bin beim Tippen manchmal bequem und – räusper – muss mir oft einen Ruck zur Benutzung der Gedankenstrich-Tastatur-Kombi geben, die da lautet: „Alt“ und 0150. Geht es Ihnen auch so? Oder nutzen Sie den Bindestrich unten rechts auf der Tastatur gar als Allround-Zeichen?!? Ähem, also wirklich! Auch die Form sollte doch dem lesenswerten Inhalt Ihres Textes entsprechen! 😉

Außerdem: Der Gedankenstrich (auch Halbgeviertstrich genannt) hält im Unterschied zum „nur “ bindenden/trennenden Bindestrich so wunderbare Funktionen bereit, dass der Leser und Kunde mit 100%iger Aufmerksamkeit bei Ihnen ist! Welche Funktionen das sind? Das zeige ich Ihnen hier.

1. Hallo Gedankenstrich! Sein Versteck und seine Form

Ja, er versteckt sich, ziert sich, aber er ist ja auch wertvoll. 🙂 Bei Windows finden Sie ihn unter der genannten Tastatur-Kombi  „Alt“ und 0150 im Ziffernblock oder unter „Strg" und Minuszeichen im Ziffernblock. Bei der Mac-Tastatur drücken Sie „Alt" und das Minuszeichen. Bei den meisten Schreibprogrammen kann man über die Autokorrektur den Bindestrich (Taste unten rechts) auch automa­tisch in den Gedankenstrich umwandeln lassen, wenn vor dem Strich ein Leerzeichen steht.

So, und der formale Unterschied zum Bindestrich ist der: Der Gedankenstrich ist LÄNGER und SCHLANKER (–) als der kürzere Bindestrich (-). Kurzum: Im Fließtext wirkt ein Bindestrich, benutzt als Gedankenstrich, unelegant, schwerfällig, einfach igitt! 

Korrekter Bindestrich bei Wort-Zusammensetzungen: Online-Marketing

Falscher Bindestrich bei Einschub: Beim Online-Marketing gibt es viele Möglichkeiten - und auch einiges falsch zu machen.

Korrekter Gedankenstrich bei Einschub: Beim Online-Marketing gibt es viele Möglichkeiten – und auch einiges falsch zu machen.

2. Hallo Gedankenstrich! Seine Funktionen und Effekte  

Der Gedankenstrich hat zwei wunderbare dramaturgische Funktionen, je nachdem, ob Sie ihn einzeln oder paar­weise benutzen.

Einzeln kennzeichnet er eine Pause und hält die Satzmelodie auf ih­rer Höhe. Der Leser hält kurz inne, es entsteht eine Spannung nach dem Motto: Achtung, jetzt kommt etwas Besonderes! So sichern Sie sich auf jeden Fall die Aufmerksamkeit des Lesers. Darum eignet sich der Gedankenstrich hervorragend als dramaturgisches Mittel! Vergleichen Sie mal: 

Dafür stehen wir mit unserem guten Namen und unseren drei Kernkompetenzen.

Dafür stehen wir mit unserem guten Namen – und unseren drei Kernkompetenzen.

Im ersten Beispiel haben wir eine erwartbare Standardaufzählung, im zweiten dagegen schwingt mit: Aufgepasst! Jetzt kommt noch etwas Unerwartetes. 

Setzen Sie nun den Gedankenstrich aber nicht zu häufig im Fließtext ein, seine Wirkung nutzt sich dann schnell ab. Versuchen Sie auch, keine zwei Sätze aufeinander folgen zu lassen, in denen ein Gedankenstrich vorkommt.

Paarweise verwenden Sie den Gedankenstrich – und hier kommt sein Name zum Tragen –, um Ge­danken und Informationen einzuschieben, die nicht nahtlos in den übrigen Text passen. Wie im Satz gerade. 🙂 Damit erzielen Sie immer einen besonderen Effekt, je nach Kontext etwa Humor, Spannung, Schrecken, Erleichterung oder auch Dringlichkeit, Wichtigkeit, Erkenntnis, Schlussfolgerung.
Da solche Einschübe prinzipiell den Lesefluss unterbrechen, sollten sie wirklich wichtig sein im Sinne des Effekts, den Sie bewirken wollen. Hier gilt ganz besonders: Den paarigen Strich nur sparsam einsetzen. 

3. Hallo Gedankenstrich! Seine Rechtschreibregeln

VOR dem Strich steht immer ein LEERZEICHEN. Anders sieht's DANACH aus:

1) Haben Sie einen einzelnen Gedankenstrich gesetzt, folgt auch danach immer ein Leerzeichen (Beispiele siehe hier im Artikel).

2) Beim paarigen Gedankenstrich folgt nach dem zweiten Strich immer dann ein Leerzeichen, wenn der Einschub in einen fließenden Satz ohne Komma erfolgt:

Den Spiegelstrich finden Sie  – welch ein Ärgernis – nicht auf der Standardtastatur.

Gehört ein Komma oder Doppelpunkt an das Ende des Satzes, dann folgt dieses Satzzeichen OHNE Leerzeichen direkt nach dem Gedankenstrich:

Wir meinen – und dieser Ansicht ist auch das Management –, dass die Strategie geändert werden muss.

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Die übrige Zeichensetzung im Satz bleibt also erhalten, auch wenn Sie zwei Gedankenstriche setzen.

Ist merkbar, oder? 🙂

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Über die Autorin Dr. Gabriele Frings

Als Schreibcoachin, Trainerin, Textberaterin, Dozentin helfe ich Ihnen, einen 100%ig ansprechenden Schreibstil zu entwickeln und in Beruf und Business erfolgreich zu sein.

  • Günther sagt:

    Wieder ein guter Tipp zu einer Thematik, die sich lange unter dem eigenen Radar zum Entdecken versteckt hat. Das erweitert die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zu etwas mehr Eloquenz. Hoffentlich wissen dann die geneigten Leser auch Bescheid.

    Übrigens ist es sehr angenehm, dass Sie die scheinbar trockenen Sprachthemen immer so witzig mit Leben erwecken.
    Vielen Dank – und liebe Spätsommergrüße.

  • Ursula sagt:

    Hallo Frau Frings,

    Word verwandelt den Bindestrich automatisch in einen Gedankenstrich, wenn nach dem darauffolgenden Wort ein Leerzeichen gesetzt wird. Funktioniert leider nicht, wenn – wie Sie ausführen –, unmittelbar nach dem Bindestrich ein Satzzeichen OHNE Leerzeichen zu folgen hat, eine Regel, die ich bis jetzt nicht kannte.

    Viele Grüße
    Ursula

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Ursula,
      ja, genau. Das muss vorher allerdings über die Autokorrektur so eingestellt sein. In anderen Schreibprogrammen wie Open Office Writer etwa funktioniert es genauso. Und ja, bei einem Satzzeichen vor oder nach dem Bindestrich, ob mit oder ohne Leerzeichen, muss man den Gedankenstrich manuell über die o. g. Tastatur-Kombi erstellen.
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Hallo Frau Frings,

    vielen Dank für Ihre Anregung. Allerdings funktioniert der Tipp mit strg und Minus im Ziffernblock anscheinend nicht. Alt + 0150 dagegen sehr wohl.
    Übrigens: haben Sie eine Erklärung, weshalb der Bindestrich nicht vielmehr Trennungsstrich heißt?
    Beste Grüße
    Gerd

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Gerd,
      gern geschehen. Hm, wenn die Kombi mit dem Minuszeichen im Nummernblock nicht funktioniert, dann vielleicht zusätzlich die Umschalttaste gedrückt halten. Zu Ihrer Frage: In der Typographie und in der Rechtschreibung wird der Bindestrich verwendet, um die einzelnen Bestandteile bei zusammengesetzten Wörtern (Komposita) zu verbinden oder Wörter übersichtlich zu gliedern (Beispiele finden Sie in meinem Beitrag: https://schreibenundleben.com/was-macht-der-bindestrich-er-trennt-und-verbindet/). Das ist seine Hauptfunktion. Eine weitere Funktion ist das Trennen bei missverständlichen Wortverbindungen (Beispiele ebenfalls im genannten Beitrag).
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Christine sagt:

    Sehr interessant und umsetzbar, denn Aufmerksamkeit zu erzielen ist in der heutigen Zeit nicht mehr so einfach. Vielen Dank!

  • Mario H. sagt:

    Ich gehöre tatsächlich zu den faulen Menschen, die – obwohl besser wissend – statt des Gedankenstrichs den Bindestrich nutzen. Wobei ich ehrlich auch nicht wusste, und nicht schaute, wie ich es (abseits von Word) setze. Also vielen Dank für den ALT+0150-Tipp.

    Ich wusste außerdem nicht, dass nach einem Gedankenstrich das normale Satzzeichen folgt.

    Ich frage mich bzw. die Expertin: kann man eigentlich meist statt eines Gedankenstrichs auch die Klammern bzw. Kommata setzen, wie ich es im ersten Absatz machte?

    Jedenfalls vielen Dank für den spannenden Artikel. Ich lese hier immer wieder gern mit.

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Mario,
      vielen Dank für Ihren Kommentar. Ja, die beiden Gedankenstriche benutzen wir, wenn wir einen Einschub haben, der einen neuen, thematisch nicht zur Satzaussage passenden Gedanken enthält. Grundsätzlich können auch Kommata oder Klammern diese Funktion übernehmen. Oft ist’s sicherlich eine Ermessensfrage, ob man zwei Kommata, Klammern oder Gedankenstriche benutzt. In Ihrem Beispiel oben würde ich ohne weiteres auch Kommata setzen. Klammern würde ich nur bei wirklich zusätzlichen Informationen anwenden, was m. E. in Ihrem Beispiel nicht der Fall ist.
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Sarah sagt:

    Noch interessanter wird es mit der “bis“-Strich-Verwendung. Also 10-12 Personen. Auch hier kommt der Gedankenstrich zum tragen und tatsächlich gibt es auch noch eine dritte Version des Striches in langezogener Version. Dieser ist jedoch eher sehr selten in der Anwendung.

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Vielen Dank für Ihren Hinweis. Da haben Sie recht. Der Gedankenstrich steht auch für das Wörtchen „bis“, wenn ein Intervall angegeben wird. Der Strich wird dann ohne Leerzeichen benutzt, wie in Ihrem Beispiel: „10–12 Personen“. Er ist dann allerdings nicht mit dem Bindestrich als Ergänzungsstrich kombinierbar, also nicht „die 16- –18-Jährigen“, sondern „die 16- bis 18-Jährigen“.
      Ja, es gibt neben dem Halbgeviertstrich (=Gedankenstrich) noch den Geviertstrich, der aber im Deutschen wegen seiner störenden Länge tatsächlich kaum verwendet wird.
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Ansgar sagt:

    Erfrischender Artikel! Hier schreibt eine Expertin. Habe einen echten Nasenstüber bekommen, denn auch ich verwende viel zu häufig den Bindestrich als Gedankenstrich. Werde mir in Zukunft auch diesen Ruck geben. 😉

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Das ist schön! Und wieder ein neues Mitglied im Gedankenstrich-ist-Powerstrich-Club.:-) Bestens!
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Ach, die Sache mit dem gedanklichen Bindestrich 🙂 Ich kenne das gut. Es ist auch nicht gerade hilfreich, dass Word automatisch Gedankenstriche aus Bindestrichen macht, diese Funktion aber in den meisten anderen Texteditoren fehlt. Ein schöner Beitrag!

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Gerne! Ja, MS Word hat diese automatische Umwandlungsfunktion und auch der Open Office Writer. Gerade ohne Nummernblock auf der Tastatur ist es zugegeben ein wenig nervig, zweimal verschiedene Tasten- Kombinationen zu drücken, bis dann endlich der ersehnte Strich erscheint. Aber es lohnt sich!
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

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