Mit Sprache zeigen Sie im Business, wer Sie sind. Da heißt es: Aufpassen! Auch auf kleine unscheinbare Wörter. Erst recht auf Mode-Adjektive, die Hinz von Kunz abschreibt – oft auch noch falsch. Nehmen Sie sich also am besten vor XXL-Mode-Adjektiven in Acht, die einem pausenlos in den Ohren klingeln! Denn Sie wollen ja, dass sich Ihr Text von billiger Massenware abhebt. Oder nicht?
Auf welche Wörter Sie nun besonders achten sollten? Das zeige ich Ihnen jetzt.
1. Der Vielfraß: zeitnah
Beginnen wir mit zeitnah, ein Mode-Adjektiv, das viele schöne Wörter in kurzer Zeit aufgefressen hat: bald, demnächst, gleich, jüngst, prompt, rasch, schnell, schnellstmöglich, sofort, umgehend, unverzüglich.
Sie sehen, wie dehnbar und unpräzise das Wörtchen zeitnah ist, es reicht von sofort bis bald.
Deshalb gehört es auch zum Lieblingsvokabular der Politiker, das bekanntlich aus lauter Ich-will-mich-nicht-festlegen-Formulierungen besteht. Und man fragt sich bei Sätzen wie Eine Senkung der Steuern wird zeitnah erfolgen unwillkürlich: Wie nah an was? Allenthalben ist von „zeitnahen Lösungen" und „zeitnahen Maßnahmen" die Rede – reine Floskeln.
Wie hätten die Presseleute damals wohl reagiert, wenn Schabowski am 9. November 1989 auf die Frage, wann das neue DDR-Reisegesetz in Kraft trete, nicht „sofort, unverzüglich", sondern „zeitnah" gestammelt hätte?
SIE sollten also den Leser nicht komplett im Dunkeln tappen lassen, indem Sie schreiben:
Ihre Anfrage wird zeitnah beantwortet.
Sondern:
Ihre Anfrage wird schnellstmöglich beantwortet.
Oder: Sie bekommen eine umgehende Antwort von uns.
2. Der üble Fallstrick: zeitgleich
Zeitgleich ist nicht nur modisch, sondern auch noch eine Stolperfalle. Denn es wird fälschlich für gleichzeitig gebraucht (auch wenn es der Duden mittlerweile duldet)! Zeitgleich sagt nur etwas über die Dauer aus, nicht über den Zeitpunkt. Zwei Züge können zeitgleich fahren, was bedeutet, dass sie die gleiche Fahrtzeit haben. Wenn Sie aber berichten wollen, dass beide im selben Moment im Bahnhof einfahren, dann können Sie nur schreiben:
Beide Züge kamen gleichzeitig im Bahnhof an.
Und wenn zwei Sportler in zwei verschiedenen Läufen die gleiche Zeit gebraucht haben, dann sind sie zeitgleich gelaufen. Im selben Lauf aber können sie nur gleichzeitig ins Ziel kommen.
Erst neulich fand ich diesen Satz in der Tageszeitung:
Die junge Generation heute kann zeitgleich im Internet surfen, twittern und Vokabeln lernen.
Das ist bedenklich, finde ich, denn fürs Vokabelpauken sollten die Kids mindestens doppelt soviel Zeit aufwenden wie fürs Twittern. Aber das hat der Autor natürlich gar nicht gemeint, sondern er verwechselte mal wieder zeitgleich mit gleichzeitig.
3. Das unsinnige Adjektiv: vergleichbar
Vergleichbar, das heißt: Etwas kann mit etwas verglichen werden. Etwas? ALLES auf dieser Welt kann mit ALLEM verglichen werden. Insofern ist dieses Mode-Adjektiv – richtig, meistens entbehrlich. Dennoch ist es eines der am meisten gedankenlos gebrauchten Wörter.
Dieselfahrzeuge stoßen mehr Schadstoffe aus als vergleichbare Benziner. (wenn, dann sollten die ähnlichen oder gleichen Elemente ausgeführt werden)
Die Goji-Beere enthält mehr Vitamin C als vergleichbare andere Beerenfrüchte. (dto.)
In vielen Fällen ist mit vergleichbar gemeint: ähnlich, sehr ähnlich, entsprechend, gleich, fast gleich, gleichartig – dann schreiben wir es auch so hin:
Keine andere Vogelart baut vergleichbar komplexe Nester wie die Beutelmeise. → Keine andere Vogelart baut ähnlich komplexe Nester wie die Beutelmeise.
Das gilt für alle Texte mit
vergleichbarem
Anspruch.
→ Das gilt für alle Texte mit gleichem Anspruch.
Welcher Politiker würde unter vergleichbaren Umständen eine Willkommenskultur vertreten?
→ Welcher Politiker würde unter gleichartigen Umständen eine Willkommenskultur vertreten?
4. Der Mode-Superlativ: nachhaltig
Nachhaltig – DAS Mode-Adjektiv schlechthin. Ob es um Klimawandel, Ernährung, Wirtschaft, Politik, Konsum geht, alles muss nachhaltig passieren. Auch in Unternehmenstexten wird dieses Ich-plappere-gerne-nach-Adjektiv mittlerweile häufig benutzt, so wie hier:
Mit der neuen Ausrichtung will das Unternehmen nachhaltig profitabel werden.
Nachhaltig ist ein über 300 Jahre alter Begriff aus der Forstwirtschaft und meint, dass die Holznutzung nachgehalten wird, damit Abholzung und Nachwachsen ausbalanciert sind.
Gemeint ist heutzutage in 90 % der Fälle aber: beständig, bleibend, dauerhaft, kontinuierlich, langfristig, solide. Schreiben Sie also besser:
Mit der neuen Ausrichtung will das Unternehmen dauerhaft profitabel werden.
Sollte es einmal tatsächlich (!) um ein ausbalanciertes Wirtschaften gehen, gibt es für das Adjektiv nachhaltig noch die Alternative ressourcenschonend. Das Wort zukunftsfähig, wie im Papier des „Rats für nachhaltige Entwicklung" zu lesen, ist auch nicht besser als nachhaltig.
Dass es neben den schlechten auch gute, erfrischende Adjektive gibt, habe ich in einem anderen Beitrag gezeigt. Aber vielleicht haben auch Sie ein Mode-Adjektiv, das bei Ihnen zahnschmerzähnliche Pein hervorruft? Teilen Sie es mir gerne im Kommentarfeld mit!
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Auch schön: ein Stück weit ;-)))
Genau. Da fragt Mann/Frau sich: Ja, wie weit denn nun? 🙂
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Dr. Gabriele Frings