Der heikelste Satz in Ihrem Text: der Relativsatz – Teil 1

relativsatz

„Ich möchte mit meinen Texten den Leser mehr ansprechen.” – das ist der Wunsch, den ich in meiner Coaching-Praxis mit Abstand am häufigsten zu hören bekomme. 

Und sehr oft kommt bei meinen Kunden auf dem Weg zu diesem Ziel ein Brocken in die Quere: der Relativsatz. Er blockiert rumms! den Lesefluss des Nutzers – und das leider wie eine Ampel, die immer auf Rot bleibt. Warum? Weil wir diesen Nebensatz viel zu häufig als XXL-Informations-Container benutzen nach dem Motto: „Ach, diese Info muss auch noch schnell rein.” So entstehen Satzungetüme, die ein Hauptgrund sind, weshalb der Leser aus dem Text aussteigt. 

Wie Sie es nun erstaunlich leicht schaffen, dass IHR Leser sich von Ihren Texten angesprochen und bestens informiert fühlt? Das zeige ich Ihnen jetzt. 

1. Der Relativsatz – informiert über Eigenschaften eines Hauptwortes

Ja, das ist die einzige Funktion dieses Nebensatzes: Er informiert über Eigenschaften und Inhalte eines Hauptwortes und sollte damit eine kurze (!) Ergänzung sein. Meistens ist er eine Antwort auf die Frage „Was für ein/eine ...?”. Er ist grammatisch ein Attribut zum Hauptwort, genauso wie ein Adjektiv, nur, dass der Relativsatz länger ist und rechts vom Hauptwort steht. Ein Beispiel: 

Es gibt einen internationalen [Adjektiv] Monitoring-Bericht, in dem die Experten die Auswirkungen der Erderwärmung auf den Menschen analysieren [Relativsatz].

Wenn wir fragen: Was für ein Monitoring-Bericht? Dann lautet die Antwort: ein internationaler und einer, in dem die Experten [...} analysieren.

Achtung, ein rotes Blinklicht rotiert: Keinesfalls gehören neue, wichtige Informationen oder neue Handlungen in den Relativsatz! So wie hier:

Kolumbus' Männer hatten an Land einen seltsamen Brauch der Indianer entdeckt, die sich gerollte Pflanzenblätter in den Mund steckten, welche sie dann anzündeten. 

Wir fragen: Was für Indianer? „die sich gerollte ...” Nee, passt nicht, denn wir haben hier keine Eigenschaft, sondern eine neue Handlung. Und die gehört in einen eigenen, neuen Satz: 

Kolumbus' Männer hatten an Land einen seltsamen Brauch der Indianer entdeckt: Sie steckten sich gerollte Pflanzenblätter in den Mund, welche sie dann anzündeten.

So klingt der Text rund und richtig.

2. Der Relativsatz – OHNE Hauptsachen, OHNE neue Handlungen! 

Bei der gemeinnützigen „Charta der Vielfalt“, die sich für die Verankerung von Vielfalt in Wirtschaft und Gesellschaft einsetzt und entsprechende Maßnahmen für die Unternehmen vorschlägt, klingt die Forderung dringender. 

Ein Satz wie ein übervoller Koffer, auf den man sich setzen muss, um ihn noch zu schließen. Viel zu viele gewichtige Hauptsachen im Relativsatz. Der Leser ächzt und stöhnt. Wie können wir den Text so gestalten, dass der Leser entspannt hindurch spazieren kann? Verblüffend einfach – indem wir die Hauptinfos aus dem Nebensatz in einen eigenen, neuen Hauptsatz geben:

Die gemeinnützige „Charta der Vielfalt“ setzt sich für die Verankerung von Vielfalt in Wirtschaft und Gesellschaft ein und schlägt entsprechende Maßnahmen für die Unternehmen vor. Bei ihr klingt die Forderung dringender. 

Voilà, ansprechend und leserfreundlich. 🙂

Das Gleiche machen wir auch im nächsten Textbeispiel:

Unkonventionelle Projekte, die es auch einem Bauern im Hochland von Bolivien oder im ländlichen Mali ermöglichen, via Mobiltelefon mit medizinischen Fachkräften Kontakt aufzunehmen oder gar per Ferndiagnostik an medizinischen Rat zu kommen, sind mittlerweile in vielen Organisationen im Gange.

„Unkonventionelle Projekte ... ...” ja ... was denn?! Hechel ... Bis der Leser zur Information „sind in vielen Organisationen im Gange“ vorgedrungen ist, ist er längst blau angelaufen. Wichtige Informationen und neue Handlungen im Relativsatz – ein kölnerdomgroßer Stolperstein für den Leser! So konkurrieren in einem einzigen Satz mehrere Hauptinfos miteinander. Problem: Worauf soll der Leser sich hier konzentrieren, wo innehalten für eine kurze Reflexion? Damit das klappt und der Leser sich wohlfühlt, packen wir die wichtigen Infos aus dem Nebensatz wieder in einen neuen Hauptsatz:

Mittlerweile sind unkonventionelle Projekte in vielen Organisationen im Gange. Solche Projekte ermöglichen es auch einem Bauern im Hochland von Bolivien oder im ländlichen Mali, via Mobiltelefon mit medizinischen Fachkräften Kontakt aufzunehmen oder gar per Ferndiagnostik an medizinischen Rat zu kommen.

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Ein letztes Textbeispiel:

Vor allem von Kunststoffen ist der Designer, der in den achtziger Jahren auf diesem Gebiet den italienischen Automobilhersteller Alfa Romeo beriet und so für höheren Absatz sorgte, bis heute fasziniert.

Auch hier ist der Leser unglücklich, er kommt nicht weiter, denn zwei Hauptinfos im Relativsatz liegen ihm auf seinem Spaziergang durch den Text wieder im Weg. 

Wir eilen ihm zu Hilfe und wuchten die beiden wichtigen Infos aus dem Nebensatz wieder in einen eigenen Hauptsatz. Dann liest sich der Text so: 

Vor allem von Kunststoffen ist der Designer bis heute fasziniert. Auf diesem Gebiet beriet er in den achtziger Jahren  den italienischen Automobilhersteller Alfa Romeo und sorgte so für höheren Absatz.

Siehe da, der Leser ist mit rosiger Gesichtsfarbe wieder ganz entspannt im Text unterwegs. 🙂 

Ist der Relativsatz nun ein Tabu? Nein, mitnichten. Wir benutzen ihn ja auch häufig in der gesprochenen Sprache. Und die sollte – meine Abonnenten wissen das schon 🙂 – sowieso DAS Vorbild für jeglichen Text sein. Was es allerdings noch für blitzschnell zuschnappende Fallen beim Relativsatz gibt – das verrate ich Ihnen in Teil 2.

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Über die Autorin Dr. Gabriele Frings

Als Schreibcoachin, Trainerin, Textberaterin, Dozentin helfe ich Ihnen, einen 100%ig ansprechenden Schreibstil zu entwickeln und in Beruf und Business erfolgreich zu sein.

  • Liebe Frau Dr. Frings, ich liebe ihre bildhafte Sprache und den „RUMMS“-Effekt in Ihren Erläuterungen. Davon profitieren meine Kunden und ich enorm.

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Herr Salomon,
      das freut mich. Dann weiterhin allerlei Erfolg mit Ihrer textlichen Kommunikation!
      Herzliche Grüße
      Dr. Gabriele Frings

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