Werfen Sie bei Ihrem Leser das Kopfkino an!

kopfkino

Das Kopfkino anwerfen? Wie geht das denn? 

Ganz einfach: indem Sie vom Blasse-und-unscharfe Wörter-Modus wechseln in das So-erzeuge-ich-scharfe-und-farbstarke-Bilder-Programm. Warum Sie das tun sollten? Weil Sie den Leser beim Text halten und den Interessenten zum Kunden bekommen wollen. Oder? 

Wie genau das geht mit dem Kopfkino, das zeige ich Ihnen jetzt in diesem Beitrag.

1. Das Kopfkino anwerfen: mit dem Hauptwort gestochen scharfe Bilder erzeugen

Die neue Lehrkraft erschien heute in Bluse und Rock.

Ein unscharfes Bild. Wie sah sie denn genau aus?

Vielleicht so:

Die neue Lehrkraft erschien heute in einer Seidenbluse und einem wadenlangen Rock.

Oder, oh là là, vielleicht so?

Die neue Lehrkraft erschien heute in einer tief ausgeschnittenen Bluse und einem Minirock.

Merken Sie was? Indem Sie konkret werden und Details benennen, können Sie sogar Charaktere erschaffen.

Übrigens ist manchen Sprachen auch der Minirock noch nicht detailliert genug. So heißt „Minirock“ in der Bantu-Sprache der Xhosa: „Schwiegervater, dreh dich um, ich muss mich bücken“. Tja, da hinken wir mit dem Deutschen hinterher.

Und noch etwas: Der genaue Ausdruck haftet besser im Gedächtnis. Ich wette, die Formulierung in der Sprache der Xhosa werden Sie so schnell nicht vergessen! 🙂

Allgemeine Ausdrücke dagegen erreichen beim Passieren unseres Gehirns annähernd Lichtgeschwindigkeit. Da bleibt nichts hängen, es entsteht kein Kopfkino.

Ein Beispiel aus dem Werbetext eines Tischlereibetriebs:

Wir haben die Hand für das beste Ergebnis.

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber mich als Leserin berührt dieser Satz nicht. Er ist blass und unkonkret. Denn was bedeutet hier „Hand“ und was „das beste Ergebnis“?

Viel anschaulicher ist beispielsweise dieser Satz:

Wir formen mit unseren Händen das Holz – und Sie haben ein Möbelstück, das Ihre Hände täglich berühren und Sie mit Freude erfüllt.

Hier haben wir eine Verbindung von Hand, Holz und Möbelstück. Und genau daran kann der Leser Assoziationen knüpfen.

Gehen Sie Ihren nächsten Text durch und schauen Sie, ob Sie allgemeine, abstrakte Begriffe verwendet haben. Versuchen Sie, diese nach Möglichkeit durch genauere Ausdrücke zu ersetzen. Und nennen Sie das eine oder andere Detail. So regen Sie die Fantasie des Lesers an und erzeugen Bilder in seinem Kopf!

2. Das Kopfkino anwerfen: mit dem Verb Atmosphäre schaffen

Außer mit Hauptwörtern können wir auch mit Verben unsere Aussage bildhafter gestalten. Im folgenden Dialog ist zunächst mal eine große Chance an Ausdrucksvielfalt verschenkt:

"Du bist wieder einmal zu spät!" sagte sie. "Ich kann diesmal wirklich nichts dafür", sagte er. Sie zog die Augenbrauen hoch und sagte: "Ach, da bin ich ja mal gespannt".

Denn gerade das langweilige, allgemeine Verb sagen können wir durch eine Vielzahl anderer Verben ersetzen. Die neutralen sind beispielsweise

erwidern

antworten

entgegnen

ausführen

äußern

kommentieren

mitteilen

In manchen alternativen Verben stecken zusätzliche Bedeutungen. So können wir mit der Wortwahl eine bestimmte Atmosphäre schaffen, etwa mit flüstern, murmeln, rufen, keifen, brüllen, jammern, klagen, erklären, beteuern, behaupten, prahlen, zugeben, gestehen. Hier noch einmal der Dialog in einer anderen Version:

"Du bist wieder einmal zu spät!" klagte sie. "Ich kann diesmal wirklich nichts dafür", beteuerte er. Sie zog die Augenbrauen hoch und entgegnete spitz: "Ach, da bin ich ja mal gespannt".

In dieser Fassung wird die eskalierende Streitsituation viel klarer.

Noch spannender für den Leser sind Sätze, in denen unvorhersehbare Verben einen Überraschungseffekt haben. Zunächst einmal dieser Satz (frei nach Siegfried Lenz):

Und dann kamen sie näher, die zwei Tiefflieger, immer näher und flogen über den Deich, flogen über die Telefondrähte.

Hier bringt unser Gehirn nicht mehr als ein gelangweiltes „Hmm“ hervor. Warum? Unsere Erwartung Flugzeug und fliegen wird zu hundert Prozent eingelöst. Welches Bild erzeugt dagegen folgender Text bei Ihnen?

Und dann kamen sie näher, die zwei Tiefflieger, immer näher und sprangen über den Deich, sprangen über die Telefondrähte.

Wahrscheinlich ein viel präziseres, das Dynamik und Spannung enthält. Da der Autor das Verb springen außerhalb seines üblichen Zusammenhangs verwendet, ist es außerdem ein Überraschungsmoment. Und genau das fesselt den Leser. Aus der Literatur können wir vieles für unsere Gebrauchstexte lernen, vor allem das: Alles Vorhersehbare langweilt den Leser!

Ein letztes Beispiel:

Im Foyer war eine große Menschenmenge.

Entsteht hier ein anschauliches Bild? Wird hier die Enge deutlich? Wohl kaum. Hier schon:

Im Foyer drängte sich eine große Menschenmenge.

Schreiben Sie doch als kleine Übung zwischendurch eine eigene Version des oben stehenden Dialogs – ein gutes Training, sich die Alternativen für sagen einzuprägen.
Und haben Sie Mut, auch mal unvorhersehbare, frische Verben zu benutzen, wenn es der Anschaulichkeit dient. Denken Sie daran: Ein guter Text ist immer ein plastischer, farbiger Text!

3. Das Kopfkino anwerfen: mit dem Adjektiv Farbe ins Bild bringen

Auch wenn Sie Adjektive benutzen, sollten Sie auf inhaltsleere Alltagswörter und blasse Mode-Adjektive verzichten. Wenn Sie von einem Treffen etwa so schreiben:

Es war eine nette Runde und das Essen war gut.

Dann entsteht beim Leser nur ein farbloses Bild des Beisammenseins, denn nett und gut sind leere Eigenschaftswärter, nur noch zu übertreffen durch prima und super. Wie waren die Runde und das Essen genau? Vielleicht so:

Wir saßen in freundlicher Atmosphäre zusammen und genossen ein ausgezeichnetes dreigängiges Menü.

Achtung! Generell gilt: Adjektive sparsam einsetzen. Nützliche Adjektive sind vor allem solche, von denen auch das Gegenteil existiert, zum Beispiel eine schwere Verwundung (denn es gibt auch eine leichte). Aber die häufig in den Medien zu lesende schwere Verwüstung ist eine Doppelung (Tautologie) wie der weiße Schimmel.

Was ich oben zum Verb sagte, gilt noch mehr für Adjektive: Am besten sind sie, wenn sie etwas Neues, Überraschendes bringen.

Besser als mit der üblichen Hauptwort-Adjektiv-Verbindung im folgenden Satz:

Im Konferenzraum herrschte eine angespannte Atmosphäre.

können Sie den Leser mit einem überraschend anderen Adjektiv in die Situation hineinziehen:

Im Konferenzraum herrschte eine schweißgetränkte Atmosphäre.

Schauen Sie, ob Sie in Ihrem nächsten Text nicht das eine oder andere Adjektiv ganz streichen können. Und trauen Sie sich, unkonventionelle, überraschende Adjektive zu verwenden. Das lässt den Leser garantiert aufhorchen!

Fazit:

Wenn Sie beim Schreiben darauf achten,

1. den präziseren Ausdruck zu verwenden

2. Details zu benennen

3. Verben und Adjektive auch mal außerhalb ihres üblichen Kontextes zu benutzen

dann gewinnt Ihr Text an:

  • Klarheit
  • Atmosphäre
  • Farbigkeit

Und Sie gewinnen den Leser und Kunden. 🙂

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Über die Autorin Dr. Gabriele Frings

Als Schreibcoachin, Trainerin, Textberaterin, Dozentin helfe ich Ihnen, einen 100%ig ansprechenden Schreibstil zu entwickeln und in Beruf und Business erfolgreich zu sein.

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