Schachtelsatz ade – mit dieser verblüffend einfachen Regel!

Ein einziger Schachtelsatz kann's versauen: Klick! und aus. Der Leser ist weg.

Hm, aber ... der Inhalt ist schon kompliziert ... Haaalt! Gerade, wenn der Inhalt kompliziert ist,  sollten Sie ihn nicht noch mit umständlichem Satzbau ummanteln. Je anspruchsvoller der Inhalt, desto einfacher sollten die Sätze gebaut sein. Sonst schaltet der Leser schneller ab als Sie „Schachtelsatz“ sagen können! 

Mit welcher einfachen Regel Sie dafür sorgen, dass der Web-Nutzer und Leser gerne bei Ihrem Text bleibt? Lesen Sie hier weiter.

1. Schachtelsatz ade: Vorsicht beim Einfügen von Nebensätzen!

Wer (= Subjekt) tut was oder wem widerfährt etwas? Das ist die Kernfrage jedes Satzes. Egal, ob in einem Marketingtext oder einem Fachartikel. Und diese Frage sollten Sie frühzeitig beantworten, damit Ihr Leser keine hektischen Flecken im Gesicht bekommt.

Das heißt, zwischen dem Subjekt und dem Verb sollten Sie möglichst keine kilometerlangen Wörterschlangen auf den Leser loslassen. Schon gar nicht in Form eines Nebensatzes (dann haben wir eine sog. Hypotaxe = Unterordnung von Nebensätzen unter einen Hauptsatz). Denn damit schnüren Sie dem Leser zuverlässig die Luft ab.

Das heißt umgekehrt: Wenn Subjekt und Verb eng zusammenstehen, kann der Leser leicht folgen. Diesen Satz beispielsweise konsumieren Sie locker, während Sie in Ihr Croissant beißen: 

Kolumbus sollte ein Zehntel der zu erwartenden Gewinne bekommen.

Beim folgenden Satz ist ein Schluck Kaffee noch möglich:

Kolumbus sollte laut Vertrag mit dem spanischen Königshaus ein Zehntel der zu erwartenden Gewinne bekommen.

Bei diesem Satz dagegen werden Sie nur knapp dem Hungertod entgehen:

Kolumbus, der insgesamt acht Jahre auf die Akzeptanz seiner Pläne, zunächst am portugiesischen, dann am spanischen Königshof, warten musste, sollte laut Vertrag mit dem spanischen Königshaus ein Zehntel der zu erwartenden Gewinne bekommen.

Kolumbus … Wurde gemobbt? Wurde 100 Jahre alt? Was?! Er sollte ein Zehntel der Gewinne bekommen? 18 Wörter zu spät, Vertrag abgelaufen.

Hier hat der Schreiber es versäumt, sich zunächst zu fragen: Welche Informationen will ich überhaupt mitteilen? Um dann einen Gedanken nach dem anderen in die Tastatur fließen zu lassen.

WIR tun das jetzt. Und zwar mit dieser Goldenen Regel: 

Jede neue Information erhält einen neuen Satz.

Die Informationen hier sind: 1. Kolumbus musste warten; 2. ihm sollten Gewinne zukommen. Damit bauen wir nun zwei konsumierfreundliche Sätze: 

Kolumbus musste insgesamt acht Jahre auf die Akzeptanz seiner Pläne warten, zunächst am portugiesischen, dann am spanischen Königshof. Laut Vertrag mit dem spanischen Königshaus sollte er ein Zehntel der zu erwartenden Gewinne bekommen. 

Zum Vergleich noch einmal der ursprüngliche Text:

Kolumbus, der insgesamt acht Jahre auf die Akzeptanz seiner Pläne, zunächst am portugiesischen, dann am spanischen Königshof, warten musste, sollte laut Vertrag mit dem spanischen Königshaus ein Zehntel der zu erwartenden Gewinne bekommen.

Denken Sie immer daran: Mit jedem Punkt gönnen Sie dem Leser eine wohltuende Atempause, in der er das Gelesene nachwirken lassen kann. 

Noch ein Beispiel aus einem Protokoll:

Auf der Grundlage der beiden Veranstaltungen entwickeln die einzelnen Gruppen ein Arbeitsprogramm, das, nachdem es in einer Diskussionsrunde mit Experten aus Behörden, Organisationen und anderen Akteuren erörtert wurde, als Basis für den eigentlichen Entscheidungsprozess dient.

Ob dieser Schachtelsatz jemals ein Leserhirn erreicht? Wir streichen die Frage und machen uns lieber flugs ans Werk. Zuerst dröseln wir wieder die einzelnen Informationen auf: 1. auf der Grundlage der beiden Veranstaltungen entwickeln die Gruppen ein Arbeitsprogramm, 2. das Arbeitsprogramm wird in einer Diskussionsrunde erörtert, 3. es dient dann als Basis für den Entscheidungsprozess. So, und nun teilen wir eine Information nach der anderen in einem eigenen Satz mit:

Auf der Grundlage der beiden Veranstaltungen entwickeln die einzelnen Gruppen ein Arbeitsprogramm. Dieses wird dann in einer Diskussionsrunde mit Experten aus Behörden, Organisationen und anderen Akteuren erörtert. Später dient es als Basis für den eigentlichen Entscheidungsprozess.  

So gleitet der Leser auf Adler-Schwingen durch den Text.

Erliegen Sie nicht der Versuchung, möglichst viele Informationen in einen einzigen Satz zu packen: Er wird garantiert bersten und dem Leser um die Ohren fliegen! Setzen Sie zu einem neuen Satz an, wenn ein Gedanke formuliert ist. 

2. Schachtelsatz ade: Achtung auch bei Aufzählungen!

Auch Haustiere wie Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Mäuse, weniger dagegen Ratten oder Fische, erfreuen sich bei Kindern großer Beliebtheit.

Auch Haustiere … – ja, was? Aha, nach 13 Wörtern ... erfährt der Leser endlich, worum es geht: erfreuen sich großer Beliebtheit. Kleine Faustregel: Zumutbar für den Leser sind zwischen Subjekt und Verb ca. 6 Wörter, das entspricht den 3 Sekunden, die unser Kurzzeitgedächtnis durchschnittlich überbrücken kann, ohne dass wir den Satz noch einmal von vorne lesen müssen. Was der Webleser eh nicht tun wird, denn er wird den Klickfinger kurz aufzucken lassen.

Wie können wir das verhindern und dem Leser nun solch eine Aufzählung fließend präsentieren? Ganz einfach: Gemäß der Goldenen Regel bauen wir wieder zwei Sätze; gerade bei Aufzählungen gelingt das leicht mit Formu­lierungen wie „dazu gehören“ oder „zu nennen sind“. Schauen Sie:

Auch Haustiere erfreuen sich bei Kindern großer Beliebtheit. Dazu gehören Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Mäuse, weniger dagegen Ratten oder Fische.

Oder Sie nutzen den Doppelpunkt:

Auch Haustiere erfreuen sich bei Kindern großer Beliebtheit: Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Mäuse, weniger dagegen Ratten oder Fische.

Fazit:

Jetzt fällt es Ihnen bestimmt nicht mehr schwer, Schachtelsätzen den Garaus zu machen. Beachten Sie beim Schreiben einfach die Goldene Regel: Jede neue Information bekommt einen neuen Satz. Und der Leser bleibt gerne bei Ihrem Text. 

Wussten Sie übrigens, dass es jedes Jahr am 25. Februar in Deutschland einen Tag der Schachtelsätze gibt? Nein, kein Witz. 🙂

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Über die Autorin Dr. Gabriele Frings

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