Immer mal wieder bekomme ich Mails, die in etwa so lauten: Wie oft sollte man in einer Mail oder einem Geschäftsbrief „möchten“, „sollten“ oder „könnten“ benutzen? Meistens werden Beispiele mitgeliefert: „Mit dieser Nachricht möchten wir unseren Kontakt auffrischen". Oder: „Sollten Sie Interesse haben, nehmen Sie mit uns Kontakt auf". Soviel schon vorweg: Diese Sätze sind ein todsicheres Mittel, jeden noch so geneigten Leser zu nerven.
Die Frage oben ist mehr als berechtigt – und zwar für jede Art von Text. Wann sollten Sie Modalverben einsetzen? Wann schaden möchten, sollten, könnten/können & Co. dagegen Ihrem Text? Das zeige ich Ihnen in diesem Beitrag. Ach, und wie ist es im gerade gelesenen Fragesatz „Wann sollten Sie ein Modalverben einsetzen" ? Können wir hier das Verb „sollten" weglassen? Hm, schauen wir mal im folgenden Kapitel 1. Behalten Sie Ihre Antwort bitte im Kopf. 🙂
1. Modalverben: die nützlichen
Modalverben sind selbstverständlich ein nützliches Ausdrucksmittel. Mit ihnen können wir anzeigen, ob für das Subjekt eine Fähigkeit oder Möglichkeit (können) vorliegt, ob das Subjekt im Satz etwas mit Notwendigkeit (müssen), mit Erlaubnis (dürfen) oder willentlich tut (wollen, mögen). Normalerweise stehen die Modalverben mit einem anderen Verb zusammen und geben damit den Modus, die Art und Weise an, wie der Vorgang zu verstehen ist. Es ist ja ein Unterschied, ob ich jemandem mitteile: Ich fahre Auto oder: Ich kann Auto fahren. Oder: Wir arbeiten an dem neuen Projekt oder: Wir müssen an dem neuen Projekt arbeiten.
Ein Spezialfall ist das Modalverb sollen. Wir benutzen es hauptsächlich, um einen fremden Willen anzuzeigen: Er soll studieren (das wollen seine Eltern). Oder um auszudrücken, dass eine andere Person uns einen Rat, eine Empfehlung gegeben hat: Der Arzt hat gesagt, sie soll die Tabletten einmal am Tag einnehmen. Um eine direkte Empfehlung mitzuteilen, benutzen wir sollen im Konjunktiv II, also als sollte/n. So, schauen wir noch einmal auf den Fragesatz oben:
Wann aber sollten Sie Modalverben einsetzen?
Habe ich gerade eine Empfehlung ausgedrückt? Na klar. Also ist das Modalverb sollen unumgänglich. Sie haben mit Ihrer Antwort sicherlich auch richtig gelegen. Denn ganz anders wäre ja meine Aussage mit der Frage: Wann benutzen Sie ein Modalverb? Wir werden uns jetzt in Kapitel 2 ein weiteres Fragesatz-Beispiel mit sollen anschauen.
2. Modalverben: die überflüssigen
Es ist eine Tatsache: 60 % der Modalverben sind in Texten überflüssig. Bei so manchem Text hätte ich am liebsten schon einen Container bestellt, um die nutzlosen Modalverben darin zu entsorgen. Merke: Jedes gesparte Wort erleichtert dem Leser die Lektüre. Das gilt ganz besonders für Webtexte. Schauen wir nun noch einmal auf den Satz der Einleitung:
Sollten Sie noch Fragen haben, dann wenden Sie sich jederzeit an uns.
Liegt hier eine Empfehlung vor? Nee, diesmal nicht. Also: Weg mit dem Modalverb, ab in den Wortmüll-Container. Schreiben Sie glasklar, was Sie mitteilen möchten:
Haben Sie noch Fragen, dann wenden Sie sich jederzeit an uns.
Besonders das Modalverb können wird oft allzu üppig im Text verteilt:
Das könnte Sie interessieren? Dann sollten Sie uns anrufen.
Hier ist das Modalverb eine reine Höflichkeitsfloskel und schmälert die klare Aussage. Der Leser jedoch liebt Klarheit über alles. Schreiben Sie also:
Das interessiert Sie? Dann rufen Sie uns an.
Zwei weitere Beispiele aus Werbetexten:
Wir sind ein starkes Team, um Sie optimal unterstützen zu können.
Mit dem neuen Tool können Sie viel Zeit sparen.
Ohne Modalverb sind die Sätze gleich viel knackiger und aussagestärker:
Wir sind ein starkes Team, um Sie optimal zu unterstützen.
Mit dem neuen Tool sparen Sie viel Zeit.
Modalverben im Präteritum sind ebenfalls oft verdächtig, ein Fall für den Wortmüll-Container zu sein:
Mit dieser Maßnahme konnte die Unternehmensführung zeigen, dass sich Investitionen lohnen.
Der folgende Satz betont viel deutlicher die Tatsache, das Ergebnis:
Mit dieser Maßnahme hat die Unternehmensführung gezeigt, dass sich Investitionen lohnen.
Merke: Überflüssige Modalverben vernebeln eine eindeutige Aussage. Wenn das oft im Text passiert, verliert Ihr ganzes Schreibprodukt an Aroma, es wird verwässert.
3. Modalverben: die doppelt-gemoppelten
Immer wieder entdecke ich in Texten, dass der Schreiber ein Modalverb im Nebensatz benutzt, obwohl schon der Hauptsatz die Aussage des Modalverbs enthält. Dann haben wir einen Fall von Pleonasmus, auf deutsch: doppelt gemoppelt, vor uns:
Der Chef drohte ihm, den Vertrag nicht verlängern zu wollen.
Der Genosse sprach ihm die Fähigkeit ab, sein Ressort professionell führen zu
können.
Hä? Der Leser stutzt. Klar, denn die Bedeutung von wollen und können steckt bereits im Hauptsatz. Kann jemand mal den Wortmüll-Container herschieben?! Ah ja, und rein damit ... – und so ersparen Sie Ihrem Leser die Verwirrung:
Der Chef drohte ihm, den Vertrag nicht zu verlängern.
Der Genosse sprach ihm die Fähigkeit ab, sein Ressort professionell
zu führen.
Fazit
Prüfen Sie jedes Modalverb in Ihrem Text!
Streichen Sie es provisorisch und schauen Sie, ob Ihr Satz auch ohne auskommt oder besser klingt. Vielleicht müssen Sie auch anders formulieren, um Ihre Aussage eindeutiger zu fassen.
Und beachten Sie: Modalverben im Konjunktiv als Höflichkeitseinschub gebraucht (sollten, könnten), geben Ihrem Text einen relativierenden Unterton. Fragen Sie sich, ob eine klare Aussage nicht besser bei Ihrem Zielpublikum ankommt. 🙂
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Hallo Frau Dr. Frings,
vielen Dank für die Tipps und Anregungen für viele Verbesserungen.
Eine Formulierung allerdings verwende ich nicht:
‚Haben Sie noch Fragen, dann wenden Sie sich jederzeit an uns.‘
Hier kann man sich das Wort ‚etwa‘ hineindenken und dann klingt es abwehrend:
‚Haben Sie (etwa) noch Fragen, dann wenden Sie sich jederzeit an uns.‘
Genau das will ich nicht erreichen.
Mein Favorit für mich ist daher für MICH nach wie vor:
‚Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen dazu haben, dann wenden Sie sich bitte jederzeit an mich‘.
Freue mich auf Ihre Antwort und Meinung dazu.
Beste Grüße
Jens Jeschke
Hallo Herr Jeschke,
eine interessante Frage. M. E. mildert das Adverb „dann“ den vorangehenden Imperativ. Und natürlich kann man noch das Wörtchen „bitte“ ergänzen. Auch in Ihrer Version ist ja auf jeden Fall ein überflüssiges Modalverb vermieden. Bestens! 🙂
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings