Viele wissen im Hirn- und Herzensgrunde, dass Sie ihren Schreibstil seit Jahren vernachlässigen und ihn aufpolieren müssten. Das kennen sicherlich auch Sie: Die Folge, hier zu schludern, ist, dass das Schreiben eine lästige Pflicht wird.
Sie wollen wieder mit mehr Schwung ans Texten gehen, mit Ihren Schreibprodukten zufriedener sein und ohne weiteres davon ausgehen, dass es auch der Leser ist? Dann lesen Sie hier zwei grundlegende Profi-Tipps zum Thema Verb – für einen umwerfend leserfreundlichen Schreibstil. Probieren Sie's direkt bei Ihrer nächsten E-Mail, Ihrem Kundenschreiben, Ihrem Marketingtext aus! 🙂
1. Ihr leserfreundlicher Schreibstil: Verben über alles!
Verben bringen Bewegung in Ihren Text. Sie heißen nicht umsonst „Tu-Wörter“, man könnte auch „Handlungswörter“ sagen.
Aufgrund der Unterstützung durch unser Team erhalten Sie eine effektive Problemlösung.
Kennen Sie solche Sätze? Bestimmt. Hier werden Handlungen in Nomen gequetscht. In diesem holprigen Satz muss der Leser die kraftvollen Verben unterstützen und lösen aus den statischen Nomen Unterstützung und Lösung erst herausschälen – ärgerlich. Besser gleich so:
Weil unser Team Sie in allen Fragen unterstützt, lassen sich Ihre Probleme effektiv lösen.
Merken Sie, wieviel dynamischer der Satz klingt? Hier signalisieren Sie allein schon durch den Schreibstil, dass Sie handlungsbereit sind.
Übrigens: Nomen auf „-ung“ sind meistens von Verben abgeleitet; im Beispielsatz sind es die Nomen "Unterstützung" und "Problemlösung". Wenn Sie solch ein Nomen in Ihrem Text finden, heißt es auf neon-gelbem Grund: Warnung vor dem Nominalstil-Hund! Nein, wirklich, der sog. Nominalstil (auch Hauptwörterei oder, sehr treffend, Behördendeutsch genannt) vernichtet jede Dynamik in Ihrem Text. Schauen Sie, ob Sie aus solch einem Nomen das Verb befreien und den Satz neu bilden können. Der Leser wird es Ihnen danken! Weitere Beispiele und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung finden Sie in diesem Blogbeitrag: Weg mit dem Nominalstil!
Achtung, häufig benutzen wir Nominalkonstruktionen auch dann, wenn wir aus Bequemlichkeit auf abgeleierte Standardformulierungen zurückgreifen:
zur Anwendung kommen, Beitrag leisten, Leistung erbringen, Mitteilung machen, Wirkung entfalten etc. etc.
Ziehen Sie bei solchen statischen Ausdrücken die Notbremse! Formulieren Sie die Sätze um, und zwar mit den schwungvollen Verben:
anwenden, beitragen, leisten, mitteilen, wirken.
2. Ihr leserfreundlicher Schreibstil: Aber bitte nicht die schlechten Verben!
Sagte ich eben Bewegung? Vorsicht, es gibt auch echte Couch-Potatos unter den Verben! Ich spreche von haben und sein. Wenn Sie so schreiben:
Sie hatte große Angst vor der Prüfung.
Dann hat eine Statue mehr Dynamik.
Kurz vor der Prüfung stieg ihr Puls auf über 130, ruhelos ging sie auf und ab und nagte an ihrer Unterlippe.
DA ist Bewegung drin! Und die reißt den Leser mit.
Das gleiche gilt für das Allerweltsverb sein. Als Vollverb bleibt es fast immer blass und allgemein. Es ist ein Unterschied, ob ich schreibe:
Auf dem Vorplatz war eine große Menschenmenge.
Oder:
Auf dem Vorplatz drängte sich eine große Menschenmenge.
Also: Bei jedem achtlos verwendeten sein oder haben lohnt es sich zu prüfen, ob sich dahinter nicht eine Bewegung oder ein Ablauf verbirgt, in den Sie den Leser mit hinein ziehen können.
Vorsicht auch bei den Modalverben wie können, müssen, sollen, dürfen. 60 % dieser Verben sind in Texten überflüssig.
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Hier verwaschen die Modalverben als Höflichkeitsfloskeln die klare Aussage. Der Inhalt bleibt der gleiche, wenn Sie schreiben:
Das interessiert Sie? Dann melden Sie sich an!
Anderes Beispiel:
Wir sind ein starkes Team, um Sie optimal unterstützen zu können.
Ohne Modalverb gleiche Aussage, aber viel knackiger:
Wir sind ein starkes Team, um Sie optimal zu unterstützen.
Fazit
Ja, es stimmt, das Polieren eines Textes erfordert Gehirneinsatz. Manchen Satz schreiben Sie am Anfang zweimal um. Aber es lohnt sich! Am Schluss strahlt Ihr Text und der Leser gleich mit. Und einmal verinnerlicht, profitieren Sie von diesen Grundregeln bei jedem Text.
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Es sind oft Kleinigkeiten, die einen guten Schreibstil ausmachen, auf die man als „Laie“ aber kaum achtet. Deshalb danke für Ihren kompakten und sehr hilfreichen Beitrag.