Schopenhauer sagte es so: „Man gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.“ Peng! So einfach ist's, sich beim Schreiben klar auszudrücken: gewöhnliche, das heißt einfache Wörter benutzen. Doch angesichts dessen, was mir täglich an Texten begegnet, scheint das ein echter Geheimtipp zu sein.
Egal, wie komplex Ihr Sachverhalt ist: Benutzen Sie einfache Wörter! Denn es ist erwiesen: Die einfachen, klaren Wörter bleiben im Gedächtnis des Lesers. Und nicht Modewörter, Fremdwörter, Fachjargonsprache!
Wie Sie diese Erkenntnis höchst gewinnbringend für Ihre Business-Texte nutzen, damit Ihre Botschaft beim Leser haften bleibt? Das erfahren Sie nun.
1. Sich klar ausdrücken: kurze Wörter verwenden!
„Gewöhnliche Worte“ – die finden wir vor allem in der mündlichen Sprache, DEM Vorbild für jeden Texter. Schauen wir mal, wie wir so sprechen. Aha, mit Rat und Tat sagen wir und nicht: mit Ratschlägen und Hilfsaktionen.
Mit Angemessenheit und Richtigkeit hat der Kunde seinen Anspruch geltend gemacht – puuh, sich knapp und klar ausdrücken geht anders, nämlich so: Mit Fug und Recht hat der Kunden seinen Anspruch geltend gemacht.
Sie sehen: Kurze Wörter haben Schlagkraft! Sie bleiben im Gedächtnis.
Wir arbeiten derzeit an einem Kompetenzkonzept.
Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber Kompetenzkonzept rauscht nur so durch meine beiden Gehirnhälften. Da bleibt nichts hängen.
Wir arbeiten derzeit an einem Plan, der die Zuständigkeiten klärt.
Plan, ja, das bleibt haften. Warum? Weil das Wort straff ist.
Die Verständlichkeitsforschung hatte bereits in den siebziger Jahren festgestellt, dass die größte Hürde bei der Lektüre die Wortschwierigkeit ist. Den Grad der Schwierigkeit bestimmen dabei vor allem die Wortbekanntheit und: die Wortlänge. Je kürzer das Wort, desto verständlicher.
Noch ein Beispiel, das zeigt, wie Sie sich klar ausdrücken, indem Sie lange Wörter aufteilen:
Hier ist Konfliktlösungsfähigkeit gefragt.
Und für dieses überlange Hauptwort die Fähigkeit, es aufzulösen! Wir machen daraus flugs zwei Wörter:
Hier ist die Fähigkeit zur Konfliktlösung gefragt.
Oder noch angenehmer, wenn wir es verbal statt nominal formulieren:
Hier ist die Fähigkeit, Konflikte zu lösen, gefragt.
Fazit: Geizen Sie bei Hauptwörtern mit den Silben! Suchen Sie das kurze, einfache Wort. Oder teilen Sie das Wort. Diese Grundregel wird uns auch im nächsten Abschnitt begleiten.
2. Sich klar ausdrücken: Wortanhängsel streichen!
Eine Firma hat ein Problem. Ach nee, stimmt, das gibt's kaum noch. Sie hat mindestens eine Problematik, Problemlage oder eine Problemstellung. Damit ist das Problem bis zur Unkenntlichkeit aufgeblasen. Nur: Der Leser mag solche Vernebelungen gar nicht.
Außer der „-stellung“ (Aufgabenstellung, Fragestellung etc.) gibt es noch weitere furchtbar klebrige Anhängsel, zum Beispiel die „-setzung“:
Mit welcher Zielsetzung betreiben Sie Ihren Service?
Weg mit der „-setzung“ – und wir haben einen flüssig lesbaren Satz:
Mit welchem Ziel betreiben Sie Ihren Service?
3. Sich klar ausdrücken: Fremdwörter meiden!
Gerade mit Fremdwörtern machen Sie es dem Leser schwer. Auch mit solchen, die „Alteingesessene“ im deutschen Wortschatz sind. Schauen Sie einmal hier:
Eine Dokumentation der aktuellen Zielsetzungen erlaubt eine effektive Reflexion der tatsächlichen Anforderungen.
Dokumentation, aktuell, effektiv, Reflexion – solche Wörter sollten Sie zumindest nicht gehäuft in einem Satz benutzen. Schon gar nicht in einem Werbetext. Hier gilt noch mehr: Wer sich verständlich und klar ausdrücken will, sollte Wörter benutzen, die den meisten Menschen geläufig sind.
Wir ersetzen deshalb Dokumentation durch das Verb festlegen, aktuell durch wichtig, effektive Reflexion durch das Verb erkennen. Dann liest es sich so:
Wenn man die wichtigsten Ziele festlegt, erkennt man die tatsächlichen Anforderungen.
Ich glaube, jetzt brauche ich nicht mehr dafür zu werben, das einfache, klare Wort zu verwenden, oder? 😉
Dennoch ein letztes Beispiel aus meiner Schreibcoaching-Praxis:
Das richtige Consulting kann einen technologischen Optimierungsprozess anstoßen.
Sich klar auszudrücken geht anders. Nämlich mit einfachen, allgemein verständlichen Wörtern. Weg mit dem Consulting, her mit der Beratung! Statt Optimierung sollten wir die Verbesserung benutzen. Wie wir gesehen haben, wird ein Satz allerdings noch lebendiger, wenn wir mit einem Verb formulieren, also schreiben wir statt „Optimierungsprozess anstoßen“ schlicht und einfach: verbessern. Dann ergibt sich dieser Satz:
Mit der richtigen Beratung kann man technisch viel verbessern.
Flüssig lesbar? Na bitte.
Prüfen Sie also Fremdwörter und Hauptwort-Verb-Kombinationen, wo es nur geht! Damit gewinnt Ihr Text – und Sie den Leser.
Fazit:
Schonen Sie die Zeit der Menschen. Die meisten lesen freiwillig. Sich klar auszudrücken ist da das oberste Gebot!
Wenn Sie die Wahl haben, dann:
- Wählen Sie das KURZE Wort oder teilen Sie das lange auf!
- Streichen Sie Wortanhängsel!
- Wählen Sie möglichst ein deutsches Wort statt des Fremdworts!
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Danke für den interessanten Artikel.
Das beste Beispiel – auch gerade für die Aussage von Shopenhauer – ist ja die Parole „Atomkraft? Nein danke!“, die meiner Meinung nach in Wortwahl und Zeichensetzung ein Glücksgriff gewesen ist.
LG
Sabiene
Hallo Sabiene,
ja, das ist ein treffendes Beispiel, das mit „Nein danke“ auch noch eine Dialogformel aus der mündlichen Sprache benutzt und deshalb umso ansprechender wirkt.
Witziger Zufall: Gerade heute verschickte ich meinen Newsletter mit dem Betreff „Ein Licht? Ja bitte!“ 🙂
Viele Grüße
Gabriele
Liebe Frau Frings,
vielen Dank für diese sehr plausiblen und pragmatischen Tipps (zwei Fremdwörter …). Nochmal: vielen Dank für die klaren und anwendbaren Tipps.
Dennoch habe ich eine Frage: Sie empfehlen diesen Satz als die beste Option: „Hier ist die Fähigkeit, Konflikte zu lösen, gefragt.“ Ich meine, ich hätte von Ihnen gelernt, dass das hier noch besser wäre: „Hier ist die Fähigkeit gefragt, Konflikte zu lösen.“ Also ohne Schachtel.
Was meinen Sie dazu?
Beste Grüße
Falk Janotta
Hallo Herr Janotta,
ja, da haben Sie recht – und richtig gelernt. 🙂 Ein Nebensatz sollte möglichst an den Hauptsatz angehängt werden. Hier ist die Infinitivkonstruktion mit ‚zu‘ allerdings ein Attribut zum Substantiv „Fähigkeit“. Solch ein Attribut sollte möglichst immer direkt bei seinem Bezugswort stehen. Aber bei einem so kurzen Hauptsatz kann es dann auch am Ende des Satzes stehen, da haben Sie recht. Anders sähe es bei einem solch langen Satz aus: „Hier ist die Fähigkeit für alle Mitarbeiter von großer Bedeutung, Konflikte zu lösen.“ Hier ist es schon sträflich, Attribut und Bezugswort so weit auseinander zu ziehen! Besser also: „Hier ist die Fähigkeit, Konflikte zu lösen, für alle Mitarbeiter von großer Bedeutung.“
Viel Spaß weiterhin beim Eintauchen in die deutsche Sprache und viel Erfolg mit Ihren Texten!
Dr. Gabriele Frings
Mal wieder ins Schwarze getroffen! Vielen Dank für diesen kurzweiligen Artikel mit entsprechendem Input!
LG,
Flo von Lebensplanet
Hallo Florian,
gern geschehen. Viel Erfolg beim Umsetzen!
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings
Ein toller Artikel! Hilft mir gerade sehr beim Arbeiten an einer Präsentation. Das einfache, kurze Wort suchen – werde ich mir ganz dick unterstreichen. Vielen Dank!
Hallo Frau Schmitt,
das freut mich. Dann allerhand Erfolg mit Ihrer Präsentation!
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings
Wieder einmal eine gute, nützliche Anregung. Das ist wohl oft der Spagat beim Schreiben: man möchte möglichst viel mit einem Wort ausdrücken und hat dann schnell ein Wortungetüm stehen. Mir passiert das häufiger bei E-mails, damit sie schön kurz bleiben. Jetzt weiß ich, dass ich noch mehr an den Leser denken muss. Vielen Dank für die Tipps, Frau Dr. Frings!
Ja, Sie haben recht, kurze Texte sind nicht immer die besser lesbaren Texte. Oft lohnt es sich, statt eines langen, kompliziert zu lesenden Hauptwortes einen kurzen Nebensatz zu bauen, auch wenn der Satz dann insgesamt etwas länger ist. Die bessere Lesbarkeit sollte immer an erster Stelle stehen.
Weiterhin viel Erfolg beim Texten!
Viele Grüße
Dr. Gabriele Frings