5 unschlagbare Tricks, wie Ihre Webtexte nicht die Zeit des Lesers verplempern!

uhr webtexte

Kürzlich entdeckte ich  auf der Webseite saarcamp.de. die Blogparade zum aktuellen Thema Digitale Gesellschaft.  Da kamen mir sofort Gedanken zum Kommunikationspaar Schreiber und Leser in den Sinn. Denn die Spezies Leser hat ihr Verhalten durch die digitalen Medien radikal verändert. Hand aufs Herz: Haben Sie sich als SchreiberIn angepasst? Das sollten Sie auf jeden Fall, besonders, wenn Sie Webtexte schreiben. 

Denn: Webtexte werden völlig anders wahrgenommen als gedruckte Texte. Der dänische Webnutzer-Forscher Jakob Nielsen fand in Studien zur Blickbewegung des Weblesers heraus, dass der Großteil der Internetnutzer Webtexte nicht mehr im herkömmlichen Sinne liest, sondern Texte in Form eines „F“ überfliegt: Der User geht zur ersten Zeile, springt zu einem folgenden Absatz, um dort ebenfalls nur eine Zeile bis hinter seine Netzhaut kommen zu lassen und scannt dann nur noch die Zeilenanfänge.

Die für uns SchreiberInnen leider nicht nach Honig schmeckende Wahrheit in Zahlen: 82 % der User überfliegen den Text, nur noch 16 % der Nutzer lesen Webtexte Wort für Wort. 8 von 10 Usern lesen die Überschriften, aber nur 2 von 10 den restlichen Text. Das heißt, der Web-Leser will in kürzestmöglicher Zeit an seine Informationen kommen.

Wie können Sie als TexterIn den Nutzer nun bei Ihrem Text halten? Ganz einfach: Sagen Sie das, was Sie sagen wollen, in klaren, kompakten Sätzen! Wie das geht? Das zeige ich Ihnen hier.

1. Knappe Webtexte: keine Füllwörter

In Bonn gibt es eine Theaterreihe mit dem schönen Titel „Quatsch keine Oper!“ Diese Aufforderung gilt auch für ALLE Webtexter. Viele der inhaltsleeren Füllwörter rutschen uns aus der mündlichen Sprache in den Text. Hier einige Beispiele:

Das eigentliche Hauptthema ist vertagt worden.

Immerhin war der Kandidat vergleichsweise eloquent.

Er ist gewissermaßen durchs Ziel gerauscht.

Sie wirkte ziemlich geschafft von der langen Diskussion.

Haben Sie die Füllwörter erkannt? Richtig, es sind: eigentlich, vergleichsweise, gewissermaßen und ziemlich. Ab und zu benutzt kann solch ein Füllwort mal als auflockernde Zutat durchgehen, z. B. in einem Blogbeitrag. 🙂 Aber generell sollten Sie Ihre Leser ohne Füllwörter-Umwege zu seinen gewünschten Informationen bringen.

2. Leichte Webtexte: kein Vorsilben-Ballast

Je kompakter Sie schreiben, desto webleserfreundlicher. Das gilt für jeden Absatz, jeden Satz, ja, selbst für das einzelne Wort. Schauen Sie mal:

Alle warteten gespannt auf das Endergebnis, im Konferenzraum herrschte Stillschweigen, bis letztendlich der Chef durch die Tür trat.

Wow, was wir hier alles sparen können: drei fette Silben! Die schlanke Version:

Alle warteten gespannt auf das Ergebnis, im Konferenzraum herrschte Schweigen, bis endlich der Chef durch die Tür trat.

So servieren Sie dem Webleser einen zeitökonomischen Satz. 

Jeder hat sicher schon einmal einen Satz abgeändert statt ihn zu ändern, oder einen Text abgespeichert, den er speichern wollte. Werfen Sie den Ballast der verdoppelnden Vorsilben ab! Hier eine kleine Liste mit den gängigsten Übergewicht-Verben:

Alltagssprache

Besser

abändern

ändern

abspeichern

 speichern

abzielen

zielen

aufzeigen

zeigen

mit aufnehmen

aufnehmen

austesten

testen

auswirken

wirken

einsparen

sparen

überprüfen

prüfen

vorprogrammieren

programmieren

Luftballon rosa mit Schrift ballastfrei zu Webtexte

3. Verständliche Webtexte: keine unnötigen Verneinungen

Das Essen schmeckte nicht schlecht.

Die Aufgaben waren gar nicht kompliziert.

Diese Kampagne blieb nicht unumstritten.

Er stellte eine nicht unbedeutende Frage.

Bei diesen Formulierungen wird der Leser ja zum unbezahlten Mitarbeiter! Denn er muss die leicht verständlichen positiven Adjektive selber hinzu texten. Oh je, da sehe ich schon den Weg-Klick-Finger zucken. Also schnippschnell gekürzt:

Das Essen schmeckte gut.

Die Aufgaben waren einfach.

Diese Kampagne blieb umstritten.

Er stellte eine bedeutende Frage.

So geht angenehmer Webleser-Service.

Mehr zu den „unguten“ Verneinungen finden Sie in diesem Beitrag.

4. Klare Webtexte: keine Wortblasen

Wortblasen pumpen den Text zum T-Rex-Monster auf. Oder was halten Sie von solch einem Satz?

Im Bereich der Technologie müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, die den Aspekten der Modernisierung und Wettbewerbsfähigkeit Rechnung tragen.

Hier war der Texter offenbar immun gegen Klarheit und Einfachheit. So geht's kürzer:

Die Technologie muss dringend modernisiert werden, damit wir wettbewerbsfähig bleiben.

Dieser Satz ist gehirnfreundlich und schont die kostbare Zeit des Weblesers. Weggelassen haben wir: Bereich, die igitteste Wortblase überhaupt, und die beliebten Blasen Maßnahmen und Aspekte.
Pieksen Sie auch solche aufgepumpten Wörter wie Zielsetzung, Fragestellung, Problematik mit der Nagelschere an und präsentieren dem Leser das Ziel, die Frage und das Problem.

5. Kompakte Webtexte: keine unnützen Adjektive

Auch Adjektive behindern den Webleser auf dem Weg zu seinen ersehnten Informationen.

In dieser Frage gab es noch Bedarf an Aufklärung.

Ist dieser Satz unverständlich? Nein? Er ist sogar einfach und klar? Wieso würden Sie dann schreiben:

In dieser Frage gab es noch erheblichen Bedarf an Aufklärung.

Sehen Sie, auch hier können wir webleserunfreundliche Hindernisse von weglassen. 🙂
Ich weiß, diese zusammengewachsenen Wortpaare wie erheblicher Bedarf kommen uns so schön glatt aus den Tippfingern, weil wir sie ständig lesen und hören. Mein Rat: Fragen Sie sich, ob auch das Gegenteil existiert. Also im Beispiel: der unerhebliche Bedarf. Wenn nicht: Adjektiv weglassen! Weitere gängige Beispiele für Adjektiv-Ballast sind: feste Überzeugung, konkrete oder gezielte Hilfe, große Enttäuschung.

Die Diskussion war eine Enttäuschung.

Das reicht. Mehr braucht der Leser nicht.

Fazit

Verplempern Sie nicht das Kostbarste, was Sie mit Ihren Webtexten erreichen können: die Aufmerksamkeit des Lesers! Denken Sie deshalb daran:

  • keine Füllwörter aus der mündlichen Sprache
  • kein Vorsilben-Ballast
  • keine unnötig verneinten Adjektive
  • keine Wortblasen wie Bereich, Maßnahme, Aspekt
  • keine unnützen Adjektive in Verbindung mit einem Hauptwort

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Über die Autorin Dr. Gabriele Frings

Als Schreibcoachin, Trainerin, Textberaterin, Dozentin helfe ich Ihnen, einen 100%ig ansprechenden Schreibstil zu entwickeln und in Beruf und Business erfolgreich zu sein.

  • Guten Tag Frau Dr. Frings,

    herzlichen Dank für Ihre Tipps!

    Ich fühlte mich positiv an das Buch erinnert: „Textor, Sag es treffender“, das ich vor einigen Jahrzehnten verschlungen hatte. Es tut gut, immer wieder an die sprachlichen Möglichkeiten zu denken.

    Nun habe ich es in meinem XING-Portfolio in den dortigen E-Mail-Botschaften stark zugespitzt und bin für jede Kritik dankbar.

    Beste Grüße
    Joseph Gaßner

  • Hallo Frau Frings,

    sehr hilfreiche Tipps beim Launch meiner Firmenpage.

    Mit dem Fazit lässt sich jede Seite bei erneutem Lesen noch deutlich verbessern.

    Super Beitrag.

    Danke Ihnen.

    Beste Grüße

    Patrick Vorberg

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Herr Vorberg,
      wie schön! Es freut mich immer, wenn meine Artikel hilfreich sind, dann erreichen sie ihr Ziel. Habe aus Neugier einen Blick auf Ihre Website geworfen, dazu vielleicht noch ein ergänzender Tipp: Auch der Hauptwörterstil (Nominalstil), den vor allem Hauptwörter mit den Endungen -ung, -heit, -keit kennzeichnen, rutschen uns häufiger, als es dem Webleser lieb ist, in den Text. Statt „Eine Kostenreduzierung führt zu einer messbaren Verbesserung des Ergebnisses“ klingt die Version “ Eine Kostenreduzierung verbessert das Ergebnis“ viel dynamischer und rutscht vor allem schneller ins Hirn des Lesers. 🙂
      Viel Erfolg mit Ihrer Website!
      Herzliche Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Hallo Frau Frings,
    das sind wirklich sehr hilfreiche Tips! Ein paar davon habe ich bereits unbewusst angewendet. Die Kinder beim Namen genannt und aufgelistet zu sehen, hat mir einen riesigen Aha-Effekt verschafft.

    Vielen Dank für den Beitrag!
    Cheerio, Janine vom Team SalierDruck

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Frau Salier,
      das freut mich. Sie haben offensichtlich schon ein sehr gutes Stilgefühl. 🙂
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Martin Schreiber sagt:

    Grundsätzlich ist so eine „Entschlackung“ der Texte schon sehr gut. Es wird viel zu oft um umständlichen Behördendeutsch bzw. mit Wortschnörkeleien und Phrasen geschrieben. Bei mir ist bspw. das Wort „Maßnahme“ – gern auch „Baumaßnahme“ auf der roten Liste. Aber gerade die Orientierung an gesprochener Sprache hilft schon, um Texte lesbar und lebendig zu bekommen. Man kann eben nur schlecht fünf Kommas in einem Satz sprechen. Bei der Reduzierung sollte man aber nicht den Fehler machen, und eine Sprache für „Dummies“ schaffen (sorry für den Ausdruck). Es fällt nämlich sonst viel an Information weg. Es gibt durchaus einen Unterschied zwischen „programmieren“ und „vorprogrammieren“ oder „testen“ und „austesten“. Eine gute Orientierung für kurze und knackige Aussagesätze mit viel Info-Gehalt sind Nachrichtentexte – gerade von professionellen Agenuren (dpa). Bei Nachrichtenstücken gibt es keine Lyrik, strikte Konzentration auf die Fakten, keinen ausufernden Adjektivgebrauch, kein Verlautbarungsgeschwurbel. Kürzer geht es nicht, zumindest nicht in Satzform. Die Reduktion hat aber einen Nachteil: Emotionen und Nuancen bleiben auf der Strecke – bzw. werden rausgekürzt. Viele Grüße Martin Schreiber

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Herr Schreiber,
      danke für Ihren ausführlichen Kommentar! Da gebe ich Ihnen Recht. Die mündliche Rede sollte Vorbild für jeden geschriebenen Text sein (siehe dazu auch meine beiden Blogartikel). Zu den genannten Verb-Beispielen: das lateinische „pro“ bedeutet bereits „vor“, so dass wir bei „vorprogrammieren“ einen echten Pleonasmus haben. Und das Präfix „aus“ ist irgendwann in der mündlichen Sprache von „ausprobieren“ an das Verb „testen“ geraten, warum auch immer. Jedoch: „testen“ = ausprobieren.
      Zu den Kommas: es ist ja umgekehrt, sie sind ein schriftsprachlicher Ersatz für Sprechpausen und stimmliche Ausdrucksmöglichkeiten, wir brauchen sie folglich gar nicht zu sprechen.:-)
      Sie haben Recht, von Nachrichtentexten können wir auf jeden Fall klares, schnörkelloses Schreiben lernen. Zur emotionalen Sprache gibt es hier ebenfalls einen Blogartikel.
      Nochmals Danke für Ihre Reflexionen und viele Grüße
      Gabriele Frings

  • Guten Tag Frau Frings.

    Ihr Text regt an meinen Homepagetext nochmals zu lesen.
    Mit Ihren Anregungen im Kopf.
    Danke.

    Klaus Thornagel

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