Zeichensetzung leicht gemacht (1): Komma vor und, Komma vor sowie und andere schicke Kommaregeln

Boje zu Komma vor und

Seit einiger Zeit erreichen mich immer wieder Mails meiner Leser mit Fragen zur Kommasetzung, speziell mit der Frage „Wie ist es mit dem und und dem Komma?“ und der Bitte, dazu doch mal einen Blogbeitrag zu schreiben. Das mache ich hiermit gerne.

Zwischen „ich setze möglichst wenige Kommas, dann mache ich auch wenig falsch“ (führt zur Schnappatmung beim Leser) und „ich setze ein Komma eher nach Gefühl“ (führt zu Häkchen-Halluzinationen beim Lesenden) gibt es noch weitere Praxisvarianten, die mir als Schreibcoach untergekommen sind. Die Kommasetzung auf die leichte Schulter zu nehmen, ist jedoch fatal, denn: Punkt und Komma dienen dem Leser als Atempausen und Orientierungspunkte. Ein Text kann noch so fehlerfrei und lebendig geschrieben sein – wenn die Zeichensetzung nicht stimmt, ist er eine Qual für den Leser!

Keine Angst, jetzt erwartet Sie kein Regelschwergewicht, bei dem Sie ächzend in die Knie gehen und stöhnen: „Das kann ich mir sowieso nicht alles merken“.  Ich beschränke mich hier auf die gängigsten Unsicherheiten bei der Kommasetzung, die durch einfache Merkregeln in den Griff zu bekommen sind. Versprochen.

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1. Komma bei und und sowie

1. Der Hauptsatz

Ja, ja, das nächste und liegt schon auf der Lauer, um uns in Unsicherheit zu stürzen. Doch da stemmen wir uns jetzt tapfer gegen.

Er ließ sich zum Sozialpädagogen ausbilden [,] und sie arbeitete weiter als Sekretärin.

Werden zwei Hauptsätze durch ein und verbunden, steht es Ihnen frei, ein Komma zu setzen. Achtung!  Die Hauptsätze müssen aber vollständig sein, also jeder für sich stehen können, wie im Beispiel oben. Dann dürfen Sie ein Komma setzen. Sie arbeitete weiter als Sekretärin ist ein vollständiger Satz. Folgt nach dem und aber ein unvollständiger Teilsatz, dann trennen Sie ihn nicht mit Komma ab:

Er ließ sich zum Sozialpädagogen ausbilden und arbeitete später beim Bund. 

Arbeitete später beim Bund kann nicht alleine stehen, es fehlt das Subjekt. Also gehört hier kein Komma hin. Exakt die gleichen Regeln gelten für oder.

Ich selbst setze vor das und generell kein Häkchen. Warum? Erstens aus Gewohnheit und zweitens – siehe dazu folgenden Abschnitt.

2. Der Nebensatz

In einen Nebensatz gehört generell KEIN Komma eingeschmuggelt! Beispiel:

In dieser Anleitung erfahren Sie, welche Nahrungsmittel Sie essen dürfen und welche Sie meiden sollten, und bekommen Tipps für einen schnelleren Diät-Erfolg.

Wenn Sie, wie ich, das Wörtchen und nie mit einem Komma verbinden, haben Sie es also leicht. Dann flutscht Ihnen auch keines fälschlich in den Nebensatz. Manchmal gibt es aber Ausnahmefälle, bei denen ein Häkchen sinnvoll ist, da es Missverständnisse beim Lesen vermeiden hilft. Diese Fälle und weitere Tipps finden Sie in meinem beliebten Online-Kurs Komma vor sowie? Zeichensetzung leicht gemacht!

Achtung: Die Regel, dass ein Nebensatz IMMER mit Kommas abgetrennt wird, darf nicht verletzt werden. Das sehen Sie auch im Beispielsatz: welche Nahrungsmittel Sie essen dürfen und welche Sie meiden sollten ist ein Nebensatz und der wird mit Kommas vom Hauptsatz abgetrennt, auch wenn der Hauptsatz anschließend mit einem und und einem unvollständigen Teilsatz weitergeht.

3. KEIN Komma bei und und sowie in einer Aufzählung

Häufig falsch gemacht wird auch Folgendes. Bei einer Aufzählung, die mit einem und oder einem sowie abschließt, gehört vor das und kein Häkchen:

Wir hatten die Wahl zwischen den Farben Blau, Grün, Gelb und Rot.

Eine Aufzählung kann auch aus Sätzen bestehen:

Der Medi-Roboter vergisst nichts, hat nie schlechte Laune sowie keine Sprechstunden zu ungünstigen Zeiten.

 

Vor und generell KEIN Komma setzen! Vor sowie KEIN Komma setzen! Dann sind Sie auf der Stil-Gewinner-Seite!

2. Komma bei Infinitivgruppen mit zu

Auch die Infinitivgruppen sind eine beliebte Kommafehlerquelle. Dabei gibt es hier ebenfalls einen Weg, diese spielend leicht links liegen zu lassen. Los geht’s.Vor oder nach dem Infinitiv mit zu können wir ein Häkchen setzen:

Sie beschloss noch im Zug[,] ihn zu ignorieren. Ihn zu ignorieren[,] fiel ihr nicht schwer. 

Kleiner Grammatik-Exkurs für Master-Anwärter: Hier ist die Infinitivgruppe ein grammatisch notwendiger Objektsatz, wir fragen „Was beschloss sie?“ Deshalb muss die Gruppe nicht durch Kommas abgetrennt werden. Im folgenden Beispiel haben wir mögliche Nebensätze, die grammatisch kein notwendiger Bestandteil des Satzes sind. Dazu zählt, wenn die Infinitivgruppe direkt zu einem Hauptwort gehört. Dann wird sie mit einem Komma abgetrennt:

Der Leiter gab den Rat, Ruhe zu bewahren. 

Er ist von dem Gedanken besessen, alle wichtigen Ämter zu bekleiden.

Die beiden Infinitivgruppen erklären jeweils das Hauptwort Rat und Gedanken näher.

Die gleiche Kommaregel gilt für Infinitivgruppen, die eingeleitet werden mit: als, (an)statt, außer, ohne, um. Sie werden wie Nebensätze gehandhabt. Beispiele:

Ohne den geschraubten Stil der fürstlichen Kanzleisprache zu übernehmen, schuf Luther die Schriftsprache fürs Volk.

Sie gingen einfach, statt abzuwarten.

Es gibt nichts Schöneres, als einfache Komma-Regeln kennenzulernen.

rote boje zu komma vor und

Kein Komma setzen wir allerdings tatsächlich bei den Verben brauchen und scheinen:

Wir brauchen uns nicht zu beeilen.

Würden Sie hier jemals auf die Idee kommen, ein Komma zu setzen? Eben.

 

Setzen Sie konsequent vor JEDEM Infinitiv mit zu ein Komma! Dann machen Sie alles richtig – und setzen einen weiteren Baustein für Ihren guten Schreibstil!

3. Ein Komma bei nach, vor, während, seit, wegen,    trotz? IGITT!

Das ist das falscheste (sorry!) Komma überhaupt, begegnet mir aber leider immer wieder. 🙁 Zunächst ein korrekter Satz:

Nachdem wir ausgiebig zu Abend gegessen und uns langwierig über unser Outfit beraten hatten, gingen wir ins Konzert.

Sicherlich würden Sie diesen Satz niemals ohne Häkchen über den Äther schicken. Das ist auch gut so, denn ein Nebensatz wird immer mit Komma/Kommas vom Hauptsatz abgetrennt. Die Merkregel, die dahintersteckt: Immer, wenn wir einen Satzteil mit einem weiteren Verb haben, wird er durch Komma abgetrennt. Bitte diese Merkregel nochmal mit einem neongelb-grün–pink-orange Marker markieren!

So, wie ist es hier?

Nach einem ausgiebigen Abendessen und einer anschließenden langwierigen Beratung über unser Outfit gingen wir ins Konzert.

Richtig: KEIN Komma! Denn hier haben wir kein weiteres Verb im Satz. Nach ist eine Präposition und nach solchen Präpositionen, die einen Satzteil ohne eigenes Verb einleiten, steht KEIN Komma! Ich habe hier den Satzteil (er heißt im Fachjargon: adverbiale Bestimmung) noch einmal unterstrichen:

Nach einem ausgiebigen Abendessen und einer anschließenden langwierigen Beratung über unser Outfit gingen wir ins Konzert.

Neben solch einem Hauptwörter-Satzglied mit einer Präposition (nach) gibt es die verbale Variante mit einem Nebensatz. Er wird bekanntlich mit einer Konjunktion eingeleitet (nachdem; siehe den ersten Beispielsatz). Wie  Sie sehen, bilden nach und nachdem ein Zwillingspaar. Damit Sie nicht meinen, ich lasse Sie hier im Stich, gebe ich Ihnen noch schnell eine Liste mit den gängigsten Zwillingspaaren, also den Präpositionen und den zugehörigen Nebensatzkonjunktionen:

  Präposition (ohne Komma) Nebensatzkonjunktion (mit Komma)
nach nachdem
vor bevor
während während
bei, im Falle wenn, als
seit seitdem
wegen, aufgrund, angesichts, infolge weil, da
durch dadurch, dass; indem
statt statt, dass; statt … zu
trotz obwohl

Zum Schluss noch zwei Beispiele für Sätze mit Präposition:

Vor der Entwicklung des Buchdrucks und der Mechanisierung der Papier- und Buchherstellung waren Bücher eine große Kostbarkeit.

Infolge der geringen Strapazen für den Patienten bei endoskopischen Operationen können die Patienten rascher aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Auch wenn Sie bei solchen Sätzen die Komma-Taste anlacht oder Sie zu hyperventilieren meinen: Hier gehört KEIN Häkchen hin!

 

Taucht ein weiteres Verb im Satz auf: Komma setzen! Bei Hauptwörter-Ausdrücken mit Präposition: KEIN Komma setzen!

Fazit

 

Das war doch kein undurchdringlicher Regel-Urwald, oder? Die Machete konnten Sie sicherlich stecken lassen. Na also. Und die gesparte Energie können Sie jetzt in glänzende Texte mit professioneller Kommagliederung stecken. Bis zum Erscheinen von Teil 2 der Zeichensetzung, den Anführungszeichen, haben Sie die drei einfachen Merkregeln längst verinnerlicht. 🙂 Hier sind sie noch einmal:

  • Komma vor und, Komma vor sowie? NEIN.
  • Vor jeder Infinitivgruppe mit zu: Komma setzen.
  • Komma bei Hauptwörter-Satzgliedern mit Präposition wie nach, vor, wegen, trotz, seit? NEIN.

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Über die Autorin Dr. Gabriele Frings

Als Schreibcoachin, Trainerin, Textberaterin, Dozentin helfe ich Ihnen, einen 100%ig ansprechenden Schreibstil zu entwickeln und in Beruf und Business erfolgreich zu sein.

  • Evelyn Marie Roesner sagt:

    Hallo Frau Dr. Frings,

    ich liebe Ihre Seite!

    Bei diesem Artikel habe ich mich gefragt, wieso „bis“ nicht auch bei den Zwillingspaaren – analog zu „während“ – aufgeführt ist?
    Bis du da bist, schlafe ich schon.
    Bin ich gerade auf dem Holzweg?

    Viele Grüße
    Evelyn

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Frau Roesner,
      Sie sind gar nicht auf dem Holzweg, denn Sie haben recht, die Präposition „bis (zu)“ und die Nebensatzkonjunktion „bis“ gehören auch in die Liste der temporalen Angaben. Ich habe hier nur nicht alle aufgeführt. Bei Ihrem Beispielsatz ist es ein wenig schwierig, ein passendes Nomen zu finden, es ginge mit „Bis zu deiner Ankunft schlafe ich schon.“ (mit Nebensatz. „Bis du ankommst, schlafe ich schon.“)
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Arturo Baeyens sagt:

    Hallo
    Schreibe gerade einen Roman und hätte da mal eine Frage. Wenn ich nach einem Dialog unter den Figuren des Romans schreibe: „Dialog“, sagte er, während er die Tasse auf den Tisch stellte. Ist das Komma vor ‚während‘ falsch?

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Herr Baeyens,
      das Komma ist goldrichtig, denn hier wird ein temporaler Nebensatz vom Hauptsatz durch ein Komma abgetrennt.
      Viele Grüße und allerhand Erfolg mit dem Roman!
      Dr. Gabriele Frings

  • Kurt Eimers sagt:

    „Wir essen jetzt Opa!“ (Ein Komma kann Leben retten.)

  • BS sagt:

    Bitte, eine Frage.
    Berlin im Juli 2020 – kommt da nach Berlin ein Komma??

  • Danke für den interessanten Beitrag. Ich bin manchmal auch ziemlich unsicher bei der heutigen deutschen Rechtschreibung, da hat sich so viel geändert. Danke für die tollen Tipps, ich werde ihre Seite nun öfter mal besuchen.
    Liebe Grüße
    Katrin

  • Ann sagt:

    Super erklärt – vielen Dank!

  • Norbert Greitemann sagt:

    Sehr geehrte Frau Dr. Frings,
    mein Abitur liegt viele Jahre zurück und im Fach „Deutsch“ zählte ich glücklicherweise eher zu den begabteren Schülern, sowohl bezüglich Rechtschreibung und Grammatik als auch bei Fragen zur Punktion. Zeitweise unsicher fühle ich mich erst seit der sogn. Rechtschreibreform, da ich mich bisher nie aktiv damit befasst habe. Meine Frage nach einer Reihe von Artikeln speziell zur Zeichensetzung: Kann ich davon ausgehen, dass frühere Regeln grundsätzlich unverändert gelten und (ähnlich wie bei Regeln zur Rechtschreibung) lediglich nun ebenfalls korrekte Optionen hinzu gekommen sind?
    Beste Grüße
    Norbert Greitemann

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Herr Greitemann,
      ja, das sehen Sie richtig. Die meisten Regeln sind unverändert geblieben. Veränderungen, wie etwa die Kommasetzung bei „und“ oder die Groß-/Kleinschreibung nach dem Doppelpunkt haben – zum Glück! – keine Beeinträchtigung der Satzzeichenfunktion mit sich gebracht, die da ist: Lesehilfe.
      Viele Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Hallo Frau Dr. Frings,

    ich freue mich immer über neue Mails von ihnen im Postfach. Es ist für mich ein wahrer Genuß, Ihren amüsant und behänd geschriebenen Ausführungen zu folgen, zudem lerne ich viel Neues dazu.
    Könnte es sein, daß sich beim Wort „Jargon“ ein „n“ aus dem Staub gemacht hat?

    Herzliche Grüße

    Nils Gessinger

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Herr Gessinger,
      oh ja, Sie haben Recht, ich habe es am Eingang zum Buchstaben-Nichtsnutz-Nirwana aber noch erwischt und nun eingefügt. Vielen Dank!
      Herzliche Grüße
      Dr. Gabriele Frings

  • Sabine sagt:

    Ich bin immer wieder entsetzt, wie schlecht die Zeichensetzungskenntnisse in mienem Arbeitsumfeld sind. Ihr Artikel ist deshalb eine richtige Wohltat. Hilfreich und einfach gut. Danke dafür! Werde den Artikel auf jeden Fall weiterempfehlen.

  • Robert Müller sagt:

    Hallo Frau Dr. Frings,

    Bisher stand ich immer auf Kriegsfuß mit der Kommasetzung. Ihre Kommaregeln kann man sich wirklich einfach merken. Ich bin begeistert. Und freue mich auf den Newsletter.

    Beste Grüße

  • Manuel sagt:

    Vielen Dank für den schönen Artikel.
    Allerdings schreiben Sie als Bsp.:
    „Lesen Sie in meinem Artikel, wo Sie ein Komma setzen müssen und wo keines hingehört, und achten Sie auf die Atempausen.“
    Und direkt danach:
    „Sie haben es also leichter, wenn Sie, wie ich, vor das und grundsätzlich kein Komma setzen. Dann flutscht Ihnen auch keines fälschlich in den Nebensatz. ?“

    Ich weise nur darauf hin, dass Sie Ihre Regel, vor einem ‚und‘ generell kein Komma zu setzen, in dem Beispiel nicht einhalten. (:

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Herr Manuel
      „grundsätzlich“ heißt, dass natürlich keine andere Kommaregel verletzt werden darf. Im von Ihnen gebrachten Zitat haben wir einen Nebensatz (hier: indirekten Fragesatz) und der wird selbstverständlich mit zwei Kommas vom Hauptsatz abgetrennt. Siehe dazu auch Punkt 3. meines Artikels: „…denn ein Nebensatz wird immer mit Komma / Kommas vom Hauptsatz abgetrennt.“ Aber danke für den Hinweis. Vielleicht sollte ich diese Regel auch unter Punkt 1. 2. noch ergänzen. 🙂
      Viele Grüße
      Gabriele Frings

  • Liebe Frau Frings

    Einfach wunderbar, was Sie in Ihrem News-Letter mitteilen. Tatbestände, für die die Schule Monate braucht, vermitteln sie auf 2 DIN A4-Seiten. Einfach grossartig! Schön, dass ich Ihre Site gefunden habe.
    Freundliche Grüsse
    Rudolf Tavernaro

    • Dr. Gabriele Frings sagt:

      Hallo Herr Tavernaro,
      das freut mich. Ja, die deutsche Sprache ist nicht sooo schwer, wie der Volksmund und andere Münder stets behaupten. Mit ein bißchen Bereitschaft, sich auf sie einzulassen, kann man einfache, überraschende, logische und viele andere schöne Dinge erleben.
      Herzliche Grüße
      Gabriele Frings

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